Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/2. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1951)

V. Rechts-, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte - 49. Erwin M. Auer (Wien): Die Ordensgarderobe. Ein Beitrag zur Geschichte der kleinen Wiener Hofdienste. (Mit 1 Tafel.)

Die Ordensgarderobe. 13 an Stelle der feierlichen Promotionen der Vergangenheit und die gemeinsame Teilnahme der Mitglieder aller österreichischer Orden an der Fronleichnamsprozession verblieb bis zum Beginn des Weltkrieges als schwacher Abglanz alter Ordensfeste bestehen. Damit waren aber auch die Offiziere und Kanzleien der einzelnen Orden überflüssig geworden und es liegt in der Linie dieser Entwicklung, daß für die jüngeren Orden, nämlich für den Leopolds-Orden, den Orden der eisernen Krone, den Franz Josephs- und den Elisabeth- Orden schließlich aus Ersparungsgründen an Stelle der einzelnen Kanzleien ein Ordens­departement im Obersthofmeisteramte eingerichtet wurde 4). Ohne Ordenskostüm freilich ist man am Ende dieser Entwicklung doch auch nicht ausgekommen. Für die­jenigen Inhaber des Leopolds-, Kronen- und Franz Josephs-Ordens, die sich weder einer Uniform noch eines Nationalkleides bedienen konnten, wurde ein eigenes Gala-Hofkleid geschaffen, das bei der Dankaudienz, bei den Fronleichnamsprozessionen sowie bei Hof­festlichkeiten zu tragen war (vgl. Tafel I, Abb. 2) 2). III. Die fernere Geschichte des zwischen 1831 und 1848 in den Schematismen nach dem Orden der eisernen Krone als Ordensgarderobe für sämtliche mit eigenen Ordens-Costümen versehenen K. K. Hausorden angeführten kleinen Hofdienstes braucht nur mehr kurz skizziert zu werden. Der 67jährige Garderober Bardel erlag am 21. September 1831 der Choleraepidemie 3). Auf seine Stelle rückte am 9. Oktober 1832 Margarethe Schweitzer als Garderoberin vor4), welche den ihr am 19. Mai 1833 zugeteilten Adjunkten Ignaz Zeilinger überlebte5) und noch durch neun Jahre den am 3. Juni 1850 ernannten Adjunkten Ignaz Naderer6) einweisen konnte. Nach ihrem im 71. Lebensjahre am 10. Juni 1859 erfolgten Heimgang 7) erhielt Naderer am 2. Jänner 1860 die Garderoberstelle mit 630 fl. Gehalt. Die Adjunkten­stelle wurde aus Ersparungsrücksichten nicht mehr besetzt, obwohl sich hinsichtlich dieser Maßnahme die vier Ordenskanzleien keineswegs einig waren 8). Am 4. Juni 1867 meldete die Frau Naderers der in Sachen der Ordensgarderobe bis 1918 federführenden Toison-Ordenskanzlei, daß ihr Mann seit 20. Mai verschwunden sei. Wien 1918/19, S. 29 und Herzog Max von Hohenberg, Die feierliche Verleihung des Ordens vom Goldenen Vließ zu Steenockerzeel, in: (Kaiser Karl) Gedächtnis-Jahrbuch, Wien 1934, 6. Jg.,S. 88, ferner Wiener Zeitung Nr. 301 vom 31. Dezember 1916, S. 8; die OMeA-Zeremonienprotokolle für 1916 bis 1918 wurden nicht mehr reingeschrieben und fehlen daher heute. *) Z. 5867, 6276, 10989, 12664/OMeA/1913. Vgl. Gl II, S. 306. Der Orden vom Goldenen Vließ blieb als Hausorden, der Maria Theresien-Orden als militärischer Orden, der Stephans-Orden aus politischen Gründen und weil seine Kanzlei herkömmlicherweise in ungarischer Sprache amtiert, der Stemkreuz-Orden aber wegen seiner Eigenart von dieser Zentralisierung ausgenommen. 2) Revidierte Statuten für den österreichisch-kaiserlichen Leopolds-Orden, Wien 1916, § 23. — Im Monturdepot des KhM befindet sich ein solches Gala-Hofkleid (KhM, MD-Inventar III, U 986). Abb. 2 nach einem Katalogbüd, Plattennummer III 5394. — Vgl. Erwin M. Auer, Vom Ordensornat zur Ordens­uniform. In: Wiener Geschichtsblätter, 5. (65.) Jg., 1950, S. 17 ff. 3) AdStW, TP 1831. Seine Frau Elisabeth war am Tage vorher der Seuche zum Opfer gefallen. 4) Z. 3/TO/1832. 5) Z. 3/TO/1833. Der aus Olmütz gebürtige Zeilinger beherrschte die englische, französische und italienische Sprache und bot als Sicherheit sein mit 30.000 fl. beziffertes Vermögen. Und dennoch kam es dem Schneidermeister auf ein Verdienst von 300 fl. an! Er starb im Alter von 59 Jahren. AdStW, TP 1849 und Z. 159/TO/1849. Anna Zeilinger sucht nach dem Tod ihres Gatten um eine Pension an, wird aber ihres Hausbesitzes auf der Landstraße 664 wegen, abgewiesen; Z. 188/TO/1851. — Vgl. auch oben S. 12 Anm. 3. 6) Für die Anstellung Naderers war entscheidend, daß er neun Jahre Gardeschneider der lombardo- venezianischen Leibgarde sowie vier Jahre Garderobemeister im Hofburgtheater war und 1848 durch 20 Tage das Hauptmünzamt bewacht hatte. Z. 159/TO/1849 und 167/TO/1850. 7) AdStW, TP 1859; Z. 15/TO/1859. 8) Z. 15/TO/1859; 1, 14 und 15/TO/1860.

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