Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/2. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1951)

V. Rechts-, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte - 49. Erwin M. Auer (Wien): Die Ordensgarderobe. Ein Beitrag zur Geschichte der kleinen Wiener Hofdienste. (Mit 1 Tafel.)

6 Auer, nicht als Kronprinzen schon in der Wiege für die Würde des Souveräns ausersehen waren, zwar ausnahmsweise zu Ordensmitgliedern ernannt, aber erst nach dem Erreichen der Großjährigkeit investiert werden konnten3). In das vorletzte Lebensjahr des elften Souveräns endlich fällt die Stiftung des Stephansordens durch seine Gemahlin, die bereits 1757 den militärischen Maria Theresien-Orden gegründet hatte. War für den letztgenannten Orden die militärische Uniform Selbstverständlichkeit 2), so mußte für den Stephans­orden eine eigene Garderobe mit 20 Großkreuz-, 30 Kommandeurs- und 50 Kleinkreuz- Ornaten, bestehend aus Mantel, Unterkleid und Hut, eingerichtet werden3). Diese Garderobe war vermutlich nicht in der Burg untergebracht, da die Stephans-Ordensritter sich noch 1809 für Ordensfeste in der Burg fremder Ankleideräume bedienen mußten4). Die Betreuung der Stephans-Ordenskleider oblag einem anderen Garderober, als dem, welcher die Toison-Ordensgarderobe besorgte. Auch als Chef der civilen Ritterorden hat Joseph II. seine weltanschauliche Haltung nicht verleugnet. Die Promotionen wurden ihres feierlichen Charakters entkleidet und im Alltagsgewand abgehalten5), die erste briefliche Ernennung durchgeführt6) und Versuche unternommen, die kommissarischen Investituren außerhalb Wiens sans solemnité abhalten zu lassen 7). Nicht alle auswärtigen Kandidaten freilich gingen auf diese Inten­tionen ein 8). Die Titularfeste fanden zwar weiterhin in den Ornaten statt, doch wurden bald die für die Vorabende der Titularfeste statutenmäßig vorgesehenen Vespern und Kapitel abgeschafft 9). Aus der Zeit dieses Souveräns ist die inventarmäßige Übergabe der Toison-Ordensgarderobe durch einen Ordensbeamten an den neuen Garderober Johann Michael Pichler überliefert30). Leopold II. ließ die Ordensfeste wieder in ihrem vollen Umfange auf leben 11). Der im Hofstaat des früheren Großherzogs von Toskana aus Florenz nach Wien gekommene Garderober Georg Faust wurde 1790 Ober st-Kämmer er-Stabs-Individuum und mit 400 fl. Gehalt sowie 60fl. Quartiergeld im Jahr am Wiener Hof eingestellt; er bezog überdies 200 fl. Pension sowie eine jährliche Zulage von 200 fl. für die Toson-Garderobe. Der vorerwähnte Garderober Pichler übergab an Faust im Jahre 1790 inventarmäßig die Vließgarderobe12). Die Kriegsereignisse nach 1792 ließen Franz II. keine Zeit finden, sich um die bestehenden drei Orden wesentlich zu kümmern. Die nicht zu umgehenden Promotionen *) *) Liste nominale Nr. 525 (ernannt mit 6, investiert mit 19 Jahren), und Nr. 680 (ernannt mit 9 investiert mit 18 Jahren; vgl. Z. 8/TO/1732 und l/TO/1737). 2) Über einen geplanten Ordens-Habit des Maria Theresien-Ordens vgl. Erwin M. Auer, Der Maria Theresien-Orden. In: Numism. Zs., Bd. 74-. (Wien 1951), S. 110 ff. 3) Statuta des vortreflichen Ritter-Ordens des Heiligen Stephani Ersten Apostolischen Königes. Wien 1764. Kap. IX und X. — Das Archiv des Stephans-Ordens befindet sich heute in Budapest; vgl. Gl II, S. 306. 4) Vgl. die unter OMeA-Zeremoniellakten, rub. 11—11/1808 einliegende gedruckte Ansage für die feierliche Einführung des Leopolds-Ordens. 5) Z. B. en habit de Gala de Campagne: Z. 3/TO/1767, 8/TO/1770; en habit dit de Campagne: Z. 1 und 6 TO/1771; en habit ordinaire ou de Campagne: Z. 3/TO/1775. Nur der betagte Doyen des Ordens Fürst Schwarzenberg trägt bei einer Ordensfunktion noch das Mantelkleid (Z. 9/TO/1771). 6) Z. 8/TO/1772. 7) Z. l/TO/1778, l/TO/1789. 8) So trug man ein reichlich mit Gold gesticktes Kleyd von Drap d'argent (Z. 4/TO/1732), das schwarze Mantelkleid (Z. 6/TO/1732, 6/TO/1764, l/TO/1766), ein habit de Cour á L'Espagnole (Z. 5/TO/l760)oder war trés richement habillé (Z. 3/TO/1768, 3/TO/1771), während in den Niederlanden weiterhin die in Brüssel verwahrten Ornate Verwendung fanden (Z. 3/TO/1760, 3/TO/1766). 9) Das letzte Andreasfest mit Vesper und Kapitel fand 1769 statt (Z. 3/TO/1769). 10) Z. ll/TO/1811, Übergabsliste Pichler—Faust. u) Z. 3/TO/1790. 12) Z. 5/TO/1818; Extractus Prothocolli des OMeA vom 26. Oktober 1810, welcher unter den Akten des OKäA bei dem Jahre 1790 einliegt und in der Rubrik Garde de Rob die Besoldung Fausts enthält; Z. ll/TO/1811, Übergabsliste Pichler—Faust.

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