Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/2. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1951)
V. Rechts-, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte - 49. Erwin M. Auer (Wien): Die Ordensgarderobe. Ein Beitrag zur Geschichte der kleinen Wiener Hofdienste. (Mit 1 Tafel.)
1. Österreich. Die Ordensgarderobe. Ein Beitrag zur Geschichte der kleinen Wiener Hofdienste. Von Erwin M. Auer (Wien). (Mit 1 Tafel.) Schon vor der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert führten romantische Ideen von der Wiederbelebung mittelalterlichen Rittertums auf dem niederösterreichischen Schloß Seebenstein zur Gründung der Wildensteiner Ritterschaft auf blauer Erde und die Zeit des Biedermeiers förderte derartige romantische Bestrebungen. Gleiche Ideen standen sicherlich bei der Gründung des österreichischen Leopolds-Ordens und Ordens der eisernen Krone Pate, wenn natürlich auch in erster Linie politische Zielsetzungen mit der Einführung dieser Orden verbunden waren. Schon daß für diese Orden eigene Ornate als Festkleidung geschaffen wurden, beweist, daß auch in diesen Ritterorden, u. zw. zum letzten Male versucht wurde, die Idee der mittelalterlichen Ordensgemeinschaft aufleben zu lassen. Es handelte sich jedoch nur mehr um ein letztes Aufflackern und dann versank der verpflichtende Gemeinschaftsgedanke der weltlichen Ritterorden für immer. Geblieben ist lediglich das Ordenszeichen als begehrte Dekoration. Die Anschaffung neuer Ordensornate neben den bereits bestehenden des Ordens vom Goldenen Vließ und des Stephans-Ordens führte zur Einrichtung eines neuen kleinen Wiener Hofdienstes, nämlich der Ordensgarderobe. Ihre Vorgeschichte und Geschichte, geschöpft aus den Akten des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchives x), verdienen schon um der kulturhistorischen und kunsthandwerklichen Bedeutung der in ihr betreuten Objekte einiges Interesse, zumal die Ornate noch heute im Monturdepot des Kunsthistorischen Museums museal verwahrt werden. I. Nach jahrelangem Zögern legte der kurz vorher zum Kaiser gekrönte Karl VI. am 8. Jänner 1712 zu Frankfurt den Eid als Chef und Souverän des Ordens vom Goldenen Vließ unter Ausschluß der Öffentlichkeit ab, pour ne pas deabuser ceux, qui croyoient, que Sa Majesté Vavoit faite il y a long-tems 2). Als Souverän vereidigte er sofort die anwesenden Hinsichtlich der verwendeten Abkürzungen vgl. die entsprechenden Verzeichnisse in den einzelnen Bänden des weiterhin als Gl bezeichneten Gesamtinventares des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchives, hg. v. L. Bittner, Wien 1936 ff. Dazu kommen noch: AdStW — Archiv der Stadt Wien, EKO = Archiv des Ordens der eisernen Krone, KhM — Kunsthistorisches Museum, LO = Archiv des Leopolds-Ordens, TP = Toten(beschau)protokolle. — An dieser Stelle sei auch dem Interimskanzler des Ordens vom Goldenen Vließ verbindlichst für die freundlich gewährte Benützungserlaubnis des im HHStA mit Vorbehalt des Eigentumsrechtes hinterlegten Toison-Archives gedankt. Die Bestände der älteren Abteilung werden mit der Nummer des von F. v. Reinöhl gearbeiteten AB 453 b/1 zitiert; vgl. Gl IV, S. 412 ff. Die bisher ungeordneten und überdies auch in der Bergung vermengten Aktenbestände der jüngeren Abteilung wurden vom Verfasser erstmals geordnet und im AB 453 b/3 erschlossen; in den Anmerkungen werden diese jüngeren Bestände mit dem Siegel TO bezeichnet. — Die vorliegende Arbeit wurde am 30. November 1948 abgeschlossen; anläßlich der Korrekturen wurde in einigen Anmerkungen jedoch das inzwischen rück- geborgene Archivmaterial berücksichtigt. 2) Acta ordinis aurei velleris = AB 453 b/1, Handschriften und Drucke Nr. 68/1 und 2. Enthält eine lückenhafte vom Ordensgreffier Imbsen verfaßte Chronik der Jahre 1712 bis 1732. Vgl. I, fol. 15v.