Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/1. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1949)

IV. Quellen und Quellenkunde - 34. Anna Hedwig Benna (Wien): Iurisprudentia medii aevi: eine Handschrift der deutschen Bearbeitung des Ordo „Antequam“

Ordo „Antequam“. 519 mit der Einziehung des Klostervermögens dem Religionsfonds zugefallen und von diesem in den Klostergebäuden belassen worden war. Der Kärntner Geschichtsverein, der in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eine große Aktivität entfaltete und sein Hauptaugenmerk auf den Archivschutz richtete1), erhielt schon 1864 vom Finanzministerium die Bewilligung, das Arnoldsteiner Archiv ins Vereinsarchiv zu übernehmen. Aus unbekannten Gründen verzögerte sich jedoch die Übergabe der Archivalien an den Geschichtsverein bis 1884. Der Vereinsarchivar, August von Jaksch, führte bis 1887 Ordnungsarbeiten der Bestände, die den Brand des Klostergebäudes 1883 ohne Schädigung und Einbußen zu erleiden überstanden hatten, durch 2). Die staatlichen Behörden hatten der Einlieferung des Arnold­steiner Archivs in das Vereinsarchiv nur unter der Bedingung zugestimmt, daß dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv Gelegenheit gegeben werde, geeignete Stücke für sich zu beanspruchen 3). Die Gesichtspunkte, welche nun vom Haus- Hof- und Staatsarchiv für die Auswahl als maßgebend betrachtet wurden, waren folgende: erworben sollten nur Archivalien werden, welche Kaiserhaus und Staat betrafen. Alle Quellen zur Geschichte Kärntens und insbesondere Arnoldsteins sollten im Geschichtsvereinsarchiv verbleiben. Die Landesgeschichte, auf der die Geschichte des Gesamtstaates beruhte — und in gewissen Epochen war eben die öster­reichische Geschichte vorwiegend Geschichte der Länder —, konnte dadurch nur Förderung und Bereicherung erfahren4). Die Archivleitung beschränkte sich nun in Anwendung dieser grundsätzlichen Erwägungen auf den Erwerb von zwei Urkunden des 15. Jahrhunderts sowie einer Reihe von landesfürstlichen Patenten, die im Arnoldsteiner Archiv ebenso wie in anderen Kärntner Klosterarchiven zahlreich vertreten waren 5), Zeremonialakten, betreifend die in Arnoldstein abgehaltenen Exequien für verstorbene Mitglieder des Kaiserhauses und ein Formelbuch aus der Handschriftensammlung des Archivs 6). Die erworbene Handschrift ist eine Sammelhandschrift, die in dem Kloster Attel am Inn (OSB) entstanden und am Ende des 15. Jahrhunderts nach Arnoldstein, mit dem Attel seit 1485 in Konfraternität stand 7), verschenkt worden ist. Die Türkeneinfälle von 1437, 1480, 1492 hatten das Arnoldsteiner Archiv und die Bibliothek stark in Mitleidenschaft gezogen8). Die neuen Besitzer haben die freigebliebenen Blätter dieser Handschrift für Ein­tragungen von Urkunden und Briefkonzepten benützt 9). Die Handschrift, welche ihren Originaleinband verloren hat und im 19. Jahrhundert neu eingebunden wurde, besteht aus sieben Papierlagen, denen an verschiedenen Stellen Einzelblätter vorgebunden sind. 1. fol. 4r—11 v, 22bx31h, Wasserzeichen Briquet nr. 14871. Dieser Lage sind die Einzelblätter fol. 1, 2, 3 (Briquet nr. 14746), die einmal zusammen mit den ebenfalls später abgetrennten fol. 12, 13 (Briquet nr. 14746) und einem herausgeschnittenen Blatt eine Lage bildeten, vorgebunden. q Insbesondere die Ordnungsarbeiten des Barons Hauser in Privat- und Gemeindearchiven, vgl. Wutte Martin, Das Archiv des Geschichtsvereins in Kärnten, Carinthia I, Jg. 103 (1913), S. 55 f., 25 Jahre Kärntner Landesarchiv, Carinthia I, Jg. 119 (1929), S. 113—118. 2) Die Ordnung des Hofrichters Joh. Heinrich Ainether aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts war schon weitgehend aufgelöst worden, vgl. Wutte Martin, a. a. O. Jg. 103 (1913), S. 66—67. 3) Wutte Martin, a. a. O. Jg. 103, S. 58. 4) Bericht Gustav Winters vom 13. Juni 1887, Registratur des Haus- Hof- und Staatsarchivs, ZI. 172/1887, und Administrative Registratur F 14, Hausarchiv Erwerbungen Fz 15. ä) Registratur des Staatsarchivs, ZI. 1268/1937, Schreiben Wuttes vom 19. April 1937 (ZI. 89/1937). •) Registratur des Staatsarchivs, ZI. 172/1887, Gesamtinventar, Bd. Ill, S. 374, 661. 7) Attel verbrüdert sich 1517 mit Ossiach, vgl. Mitterwieser Alois, Geschichte der Benediktiner­abteien Rott und Attel, Südostbayrische Heimatstudien, Bd. 1 (1929), S. 40. 8) Hohenauer Franz Lorenz, Kurze Kirchengeschichte von Kärnten, Klagenfurt 1850, S. 104. Fiedler Marian, Geschichte der österreichischen Klerisey, V, S. 567. 9) fol. 21 r, v, 64 v.

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