Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/1. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1949)

IV. Quellen und Quellenkunde - 36. Plans Kramer (Innsbruck): Agostino Patrizzis Beschreibung der Reise des Kardinallegaten Francesco Piccolomini zum Christen tag in Regensburg 1471

554 Kramer, absieht, auch aus Senesen. Es ergänzt das Bild, daß Patrizzi seine Reisebeschreibung dem Kardinal Jacopo Ammanati, Bischof von Pavia, widmete und auch Campano die meisten Briefe aus Deutschland an diesen richtete, der wieder ein Günstling Pius II. und wie Patrizzi in die Familie der Piccolomini aufgenommen war. Tüchtig, ehrenhaft, humanistisch gebildet und von regen Interessen erfüllt, paßte auch er sehr gut in den Kreis der Bevorzugten des unvergessenen Humanisten1). Frühere Reisebeschreibungen von Italienern durch Deutschland sind ziemlich selten. Dengel führt den Brief an, den der berühmte Humanist Leonardo Bruni an Aretino 1414 über seine Reise zum Konstanzer Konzil geschrieben hat, sowie die Beschreibung der Reise der Gesandten Venedigs 1428 durch das Land Salzburg und Tirol und das Tagebuch des Andrea Gattaro über die Reise der venezianischen Gesandten zum Konzil von Basel 14332). Die Beschreibung der Reise des Legaten Kardinal Francesco Piccolomini nach Regensburg und zurück, verfaßt nach 1471 von Agostino Patrizzi, ist also noch eine der relativ frühesten. Wir ersehen daraus, wie ein italienischer Humanist zweiten Ranges das Deutsch­land von 1471 betrachtete. Ein Mann allerdings, der durch die vielen über Deutschland handelnden Werke und Briefe seines Meisters Pius II. wohl vorbereitet war und von ihnen eher eine Zuneigung zu Deutschland gewonnen hatte. In Stil, Form und Tendenz lehnt sich denn auch Patrizzi stark an dieses Vorbild an. Seine Schilderung ist uns trotzdem will­kommen, denn das Beispiel übertönt nicht die eigene Anschauung, und so gewinnen wir ein Bild Deutschlands sieben Jahre nach dem Tode Pius II., 16 Jahre nach der endgültigen Rückkehr desselben aus Deutschland nach Italien (1455). Die Reise ging über folgende Städte und Ortschaften: Auszug aus Rom am 18. März 1471, hierauf Pienza—Siena—Florenz—Fiorenzuola—Loiano—Pianoro—Bologna—S. Giovanni in Persiceto—Mirandola—Guastalla—Benedetto—Mantua—Verona—Innsbruck—Rosenheim— Isen—Landshut—Langquaid—Ankunft in Regensburg am 1. Mai 1471, Abreise am 21. August, Neumarkt—Nürnberg—Baiersdorf—Forchheim—Bamberg —Vierzehnheiligen — Nürnberg — Kadolzburg — Neustadt — Kitzingen —Würzburg —Mergentheim —Heidelberg — Speyer — Lauterburg—Hagenau—Straßburg — Schlettstadt—Breisach — Basel — Olten — Habsburg — Zofingen—Sursee—Sempach—Luzern—Altdorf—TJrseren—Hospenthal—St.-Gotthard-Paß— Airolo—Giornico—Bellinzona—Lugano—Bissone—Como—Mailand—Marignano—Piacenza— Sarzana—Lucca—Siena—Bracciano—Rom (Ankunft am 4. Jänner 1472) 3). Die Reise über Heidelberg sollte dem Versuch des Legaten dienen, den Pfalzgrafen Friedrich doch irgendwie dem Kaiser näher zu bringen. Die rasche Abreise aus Franken geschah wegen der Abberufung des Legaten durch den unterdessen in Rom gewählten Papst Sixtus IV., worin ein eher unfreundlicher Schritt des neuen Herrn gegen Piccolomini vermutet werden könnte4.) * 2 3 4 x) Dengel, S. 215; Pastor, 2. Bd., 3./4. Auflage, S. 208f.; Voigt, Enea Silvio, 3. Bd., S. 538f.; derselbe, Wiederbelebung des klassischen Altertums, 1. Bd., S. 150, 2. Bd., S. 235, 417; Gregorovius, 7. Bd., S. 585 f. 2) Dengel, S. 215 f. 3) Die Stationen der Reise durch Tirol bei Dengel, S. 217 ff.; die Gesandtschaft hielt sich in mehreren Ortschaften und Städten mehrere Tage auf. Einige Daten der Reise sind: Abreise von Verona 7. April 1471, in Rosenheim 23. April, Abreise von Landshut 29. April, Abreise von Regensburg 21. August, Ankunft in Nürnberg 23. August, Abreise von dort 28. August, offenbar neuerliche Ankunft dort 2. September, Ankunft in Würzburg 20. September, Abreise von dort 19. November, Ankunft in Basel 1. Dezember, Fahrt über den Vierwaldstättersee 3. Dezember, Übergang über das Gotthardgebiet 4. bis 6. Dezember, Abmarsch von Airolo 7. Dezember, Fahrt über den See von Lugano 10. Dezember, Ankunft in Mailand, 13. Dezember, Ankunft in Rom nach meinen Berechnungen 4. Jänner 1472, während Schlecht, Pius III., S. 11, Anmerkung 2, den 27. Dezember 1471 angibt. Die bei Schlecht angeführte Stelle (dieselbe Anmerkung) nach Raynaldus, nach welcher Piccolomini angeblich auch nach Krakau gereist sei, stimmt nach der Reise­beschreibung Patrizzis nicht. Über die gemeinsamen Städtebesuche des Kaisers und des Legaten in Franken, Reissermayer, 2. Teil, S. 112 f. 4) Papst Paul II. war am 26. Juli 1471 gestorben, Sixtus IV. am 9. August 1471 gewählt worden. Über die Mission Piccolominis nach Heidelberg Bachmann, 2. Bd., S. 371.

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