Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/1. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1949)
IV. Quellen und Quellenkunde - 36. Plans Kramer (Innsbruck): Agostino Patrizzis Beschreibung der Reise des Kardinallegaten Francesco Piccolomini zum Christen tag in Regensburg 1471
552 Kramer, ihn Wodka als den ersten historisch ziemlich sicher festlegbaren Protektor der deutschen Nation nachgewiesen. Er sei in seiner Jugend im Gefolge seines Oheims einige Zeit in Deutschland gewesen und hätte einigermaßen die deutsche Sprache erlernt. Aus diesen Gründen und auch als Neffe des in Deutschland weit bekannten und teilweise beliebten Enea Silvio sandte ihn Paul II. nach Regensburg. Bei Friedrich III., dem alten Freunde Enea Silvios, war Francesco von vornherein persona grata. Die beiden Männer hatten sich zuletzt während des Aufenthaltes des Kaisers in Rom um die Wende (468—69) gesehen, als Francesco am Weihnachtsabend 1468 den Kaiser bei Castell Valcha vor den Toren Roms empfing. Kardinal Piccolomini wirkte in Regensburg sehr eifrig für ein möglichst gutes Gelingen des Christentages; er wollte ein Riesenheer gegen die Türken zusammenbringen, kam aber offensichtlich in einer gewissen Unkenntnis der deutschen Verhältnisse mit zu großen Illusionen und Erwartungen dorthin und befolgte während der Tagung politisch zu wenig den Grundsatz, daß man mit dem Spatzen in der Hand sich begnügen müsse und nicht die Taube auf dem Dach verlangen dürfe x). Patrizzi hebt an Piccolomini besonders hervor, daß er während der ganzen Reise jedes Ehrengeschenk grundsätzlich ablehnte, um nicht in den Verdacht der Bestechlichkeit zu kommen, und daß er auch in seiner Kanzlei, die mit ihm ging und bestimmte, nur einem päpstlichen Legaten zustehende kirchliche Bewilligungen austeilte, nur bis zu einer nicht allzu hohen Grenze Geldsporteln einfordern ließ. Er dürfte damit unter den anderen kúriaién Sendboten des ausgehenden 15. Jahrhunderts nicht allzu viele Gleichgesinnte gehabt haben * 2). In seinem Gefolge ragen zwei Männer besonders hervor: Agostino de’Patrizzi de’Picco- lominibus, früher Privatsekretär und der treueste dauernde Begleiter des Papstes Pius II., später Abbreviator und unter Paul II. Oberzeremonienmeister; er wurde später Bischof von Pienza, dem Geburtsorte Pius II., der früher Corsignano hieß und von diesem Papste als neuer Frührenaissance-Bischofssitz ausgestaltet wurde. Patrizzi hat sich als Historiker durch Abfassung mehrerer Werke eifrig und verdienstvoll betätigt. Er war eine ehrenwerte, fleißige, von großem Interesse erfüllte, humanistisch durchgebildete Persönlichkeit. Wenn er nicht diese Eigenschaften besessen hätte, hätte er sich auch nicht fast sechs Jahre hindurch ständig an der Seite Pius II. halten können. Er lebte und webte in der Erinnerung und Dankbarkeit für diesen seinen großen Gönner, und sein großes Ziel wird es gewesen sein, ihm als Humanist und Historiker und Schilderer fremden Landes nachzueifern. Daß ihm ein Zug von Pedanx) Vgl. besonders Schlecht, Pius III. und die deutsche Nation a. a. O.; über Piccolominis Kardinalprotektorat vgl. Josef Wodka, Zur Geschichte der nationalen Protektorate der Kardinäle an der römischen Kurie, Publikation des Österreichischen Historischen Instituts in Rom, 4. Bd., Innsbruck 1938, S. 15 ff.; Pastor öfters im 2. und 3. Bd. seiner Papstgeschichte, der sich auch im 3. Bd., 3./4. Auflage, Freiburg 1899, S. 557, Anmerkung 1, gegen eine unbewiesene Behauptung von Gregorovius über angeblich 12 Kinder Piccolominis wendet. Francesco war auch der hochverdiente Kardinalprotektor des Camaldulenserordens, vgl. ausführlich darüber Josef Schnitzer, Peter Delfin, General des Camaldulenserordens, München 1926, S. 43 und ö. Über Pius II. jetzt Else Hocks, Pius II. und der Halbmond, Freiburg 1941; ein Entwurf einer Rede Francesco Piccolominis, welche er in Regensburg halten wollte, in Bibliotheca Angelica in Rom, Cod. 1077, f. 65 f. Darin gibt Francesco vor den Vertretern der deutschen Nation seiner Freude Ausdruck, sein Deutschland wiederzusehen, wo er im Kreise fröhlicher Knaben in früheren Jahren manchmal sich erfreut und manches gelernt habe. 2) Diese Stellen nach Patrizzi lauten: Pridie quam Landsutho *) discederemus, princepsb) aureum cratera pulcherrimum legato dono misit, sed üle, qui a muneribus abstinere omnino decreverat, non sine multa contentione remisit donum servavitque deinde hoc institutum etiam Ratisponec), ubi, cum plerique principes aurea afferrent pocula, aurum et argentum a nullo prorsus accepit, ut nulli officia sua vendidisse videretur . . . Ernestus'1) Saxo . . . rediit. Ante discessum pocula duo aurea legato dono misit in signum mutue amicitie, legatus, ut ceptum servaret institutum, ubi gratias condecentes egit donum remisit. a) Landshut. b) Herzog Ludwig IX., „der Reiche“, von Bayem-Landshut. c) Regensburg. d) Kurfürst Herzog Ernst von Sachsen,