Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/1. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1949)
IV. Quellen und Quellenkunde - 35. Alphons Lhotsky (Wien): Eine unbeachtete Chronik Österreichs aus der Zeit Kaiser Friedrichs III
546 Lhotsky, Jakob von Trier; von den gleichfalls anwesenden und ebenso um Verständigung bemühten kurfürstlichen Räten weiß der Verfasser nichts. Die Anwesenheit des Erzbischofs und seine Mittlerrolle ist auch auf anderen Quellen ausreichend bezeugt. Was die erwähnte gemeine stewr betrifft, so ist auch von ihr in anderen Quellen mehrmals die Rede; auf dem Landtage in Krems im April 1442 hat die Frage dieser beträchtlichen außerordentlichen Abgabe eine dauernde Regelung erfahren.1) Friedrich hat sich schließlich zur Bezahlung der großen Summe, die übrigens keineswegs nur für die tausend Angeworbenen, sondern für Soldreste aus der Zeit seines Vorgängers Albrecht V. (II.) zu begleichen war, entschließen müssen. Höchst interessant ist nun die später durch Streichung getilgte Notiz, aus der hervorzugehen scheint, daß der König zur Bezahlung die Silbervorräte seines Mündels Herzog Sigmund2) angegriffen hätte. Daß man dann in höhnischem Übermute dem unbeliebten Fürsten silberczellten, also wohl ungemünztes Silber (Barren), in die Burg zurückschoß, ist keineswegs unglaublich. Bemerkenswert ist nicht minder die Angabe, daß der zwischen Ständen und König erzielte Ausgleich keineswegs überall Zustimmung fand; der Haß gegen Friedrich muß unvorstellbar groß gewesen sein. Neu ist die Erwähnung der vier Wiener Bürger, die aus irgendwelchen Gründen an Friedrichs vormundschaftlicher Regierung in Österreich Interesse hatten und ihm anscheinend ihre Mittel zur Verfügung stellten — was solchen Unwillen erregte, daß man sie wegen dieser unerwünschten Kreditgewährung geradezu als Hochverräter behandelt und geköpft wissen wollte. Daß Friedrich unmittelbar nach seinem Einzuge in die Wiener Burg im Dezember 1439 Bautätigkeit entfaltet habe, ist aus anderen Nachrichten bisher ebenfalls nicht bekannt gewesen 3), im Zusammenhänge mit der folgenden Nachricht aber, die sich verifizieren ließ, durchaus glaubhaft, zumal ihm ja auch die Burgkapelle ihre Entstehung zu danken hat (1447). Die Geschichte von dem Wiener Witze auf die fünf Vokale Friedrichs war im 15. Jahrhundert weitum bekannt; noch Jakob Unrest berichtet die hämische „Lösung“ des Rätsels ganz wortgetreu.4) Daß die vom Chronisten selbst gebotene Deutung auf Petschachers Gedichte zurückzuführen ist, wurde schon bemerkt; die gebotene Verdeutschung ist so gequält, wie sie eben sein mußte. Der Ausdruck liberey für Devise ist der übliche. Unbekannt war dagegen der Spruch auf dem Futteral: wenn er Friedrichs Geschmack entsprach, so erscheint dieser auch hier als ein Mann, der zwar nie aufbrauste, aber auch nie vergessen konnte. Unter den Sentenzen, die er sich eigenhändig notierte, findet sich ein Anklang in n. 66 der neuen Ausgabe: De vetere inimico reconciliato non confidas in aeternum. Das zweite Kapitel — es ist ohne weiteres denkbar, daß es wirklich das nächste gewesen ist — behandelt die erste große Streitigkeit der feindlichen Brüder Friedrich V. (III.) und Albrecht VI. Der jüngere Bruder war bei beiden Vormundschaften, Ladislaus und Sigmund, zu kurz gekommen und forderte nachdrücklich seinen Anteil am Erbe.5) Albrecht VI. benützte die Abwesenheit seines Bruders in Aachen, um sich am 13. Mai 1442 mit den Grafen von Cilli zu verbünden. Der gemeinsame Einfall in Krain fand im Juni dieses Jahres statt, doch führte die Belagerung Laibachs zu keinem Ergebnisse. Aus den vom Chronisten *) Max Vancsa, Geschichte Nieder- und Ober Österreichs 2 (Gotha 1927), S. 297. 2) Siehe Festschrift des Kunsthistorischen Museums usw. S. 50. 3) Vgl. Moriz Dreger, Baugeschichte der k. k. Hofburg bis zum XIX. Jahrhunderte (Österreichische Kunsttopographie 14, Wien 1914). 4) Simon Friedrich Hahn, Collectio monumentorum veterum recentium ineditorum 1 (Braunschweig 1724), p. 705. 5) Albert Jäger, Der Streit der Tiroler Landschaft mit Kaiser Friedrich III. wegen der Vormundschaft über Herzog Sigmund von Österreich (Archiv für österreichische Geschichte 58, 1872, S. 120 ff.; Heinrich v. Zeißberg, der österreichische Erbfolgestreit nach dem Tode des Ladislaus Postumus (ebendort 58, 1879, S. 46 f.).