Az Eszterházy Károly Tanárképző Főiskola Tudományos Közleményei. 1990. Germanistiche Studien (Acta Academiae Paedagogicae Agriensis : Nova series ; Tom. 20)

Domonkos Illényi, Gedanken über die Gesellschaftsund Geschichtsphilosophie von Walter Benjamin

25 1. Aus dem Ganzen des Zivilisationsprozesses fiel die Kommunikationspraxis des Alltags heraus, die quasi Bahnbrecher und Erzeuger des Zivilisationsprozesses ist. Diesen Gedankengang verfolgte später J. Habermas. 2. Die theoretische Kritik der Herrschaft über die Natur wurde so radikal entwickelt, daß die politische Praxis bloß als eine Form der Verfügungshandlung Platz bekommen kann, aber man hat damit die gesellschaftliche Praxis prinzipiell unter den positiven Alternativen auch ausgeschlossen. Als Durchbruch, als eine Diskontinuität erhält Platz in diesem Zusammenhang die Revolution, aber nicht als radikaler Umgestalte!- der gesellschaftlichen Verhältnissse, sondern als Unterbrechung des Zivilisationsprozesses, die die alleinige Möglichkeit der politischen Befreiung bietet. Die Anerkennung der Diskontinuität ist nicht bezeichnend für alle linksgerichteten Richtungen. Nach Benjamin sind es die Sozialdemokraten, als die einflußreichste Richtung der europäischen Linken, die in ihrer Zaghaftigkeit die Kontinuität des gesellschaftlichen Fortschritts und einen kleinlichen Historismus verkünden. Die Folge ist dann Handlungsunfähigkeit. Also der Fortschritt bei den Sozialdemokraten seiner Epoche treibt in eine homogene und leere Zeit, das führt zu ständigem Zeitverfehlen. So leben die Anhänger dieser Bewegung in einer Zeitlosigkeit, wie die Kranken in Thomas Manns "Zauberberg". Sie befinden sich weit von der aktiven Handlung. Daraus folgt, daß Benjamins Pessimismus etwas eigenartiges ist. Die Grundlage seines Pessimismus ist die Überzeugung vom Sieg des Bösen, aber er glaubt zugleich daran, daß der dem Bösen immanente Gegensatz den Rahmen des Bösen ebenso auseinandersprengen wird, wie das Hegeische System von der Dialektik aufgesprengt worden ist. Das Böse in seiner Machtlosigkeit und fehlenden Vollendung provoziert eben ständig den Kampf gegen sich selber, bis zur Vernichtung. Die gegen das Böse Auftretenden reißen jedoch nicht nur sichtbare Mauern ab, sondern sie bringen auch neue Qualität aus sich selbst hervor. Die neue Qualität verdichtet sich im Begriff "Hoffnung", die aus dem Alten alles retten mag, was für die Gegenwart und Zukunft wertvoll und deshalb zu retten ist. Das nach dem Sturz des Bösen sich neu organisierende Wertsystem schwemmt aber nicht nur Gruppen mit positiven Tugenden mit sich. Gruppen neutralen Charakters gehen eine Zeitlang zusammen mit dem neuen. Bald darauf an den Rand des Spielplatzes getrieben, leiten sie einen Angriff gegen das Entartete ein. Daraus läßt sich schließen, daß der Fortschritt als Sturm existiert, der den der Geschichte den Rücken zuwendenden Engel in die Zukunft treibt. Perspektivisch immer, aber in der gegebenen Zeit für allerlei Bestrebungen Platz garantierend, bringt er das Totale zum Sieg.

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