Az Eszterházy Károly Tanárképző Főiskola Tudományos Közleményei. 1993. Germanistische Studien. (Acta Academiae Paedagogicae Agriensis : Nova series ; Tom. 21)
Illényi, Domonkos: Gesellschaftstheoretische Elemente in den Werken von Geothe, Schiller und Hölderlin
III. Friedrich Hölderlin stammte auch aus einer wohlhabenden biirgerlichen Familie, er hatte die Vorlesungen von Fichte (ab 1789) in Jena gehört und aufgrund seiner Erfahrungen schuf er gemeinsam mit Schelling in Frankfurt am Main das álteste systematisierte Programm des deutschen Idealismus. Gegenüber seiner Einführung durch Fichte spiegelt der Inhalt den EinfluB Schillers wider, indem festgestellt wird, daB die ganze Welt aus dem Nichts durch ein freies und selbstbewuBtes Sein und Wesen hervortritt. 1 2 Dem Staat, als mechanischem Gebilde, wird der Idealismus der Freiheit gegenübergestellt, der seinen Höhepunkt in dem Schönheitsideal erlangen diirfte. Der ásthetische Akt ist also der höchste Akt der Vernunft. Die Dichtkunst als Lehrmeisterin des Lebens wird mit der "sinnlichen" Religion oder der "Mythologie der Vernunft" gleichgesetzt, die fahig ist, das Volk mit der aufgeklárten Elite zu verknüpfen. Sie fördert dabei die neue revolutionáre Ordnung - im Mittelpunkt die Freiheit und Gleichheit - ohne auf den jahrhundertelangen Bildungs- und ErziehungsprozeB warten zu müssen. Solange Hegel den logischnotwendigen Gang der Vernunft verfolgte und Schelling die empirische Religion für ein wichtiges Element der neuen Vernünftigkeit hielt, blieb Hölderlin seinem früheren Programm treu: als Dichter und zugleich Priester der neuen Religion fühlte er sich gezwungen, das Volk und die Intelligenz, die Welt der Erfahrung und des Geistes miteinander zu versohnen. Er hatte das Gefühl, daB die Natur der Inbegriff alien Wesens ist, sowohl der Mutter Erde als auch den Adlera des Himmels Platz bietet. Wir haben bloB den Augenblick zu finden, in dem die Extreme aufeinander stoBen und sie sich durch die Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit friedlich vereinen. In seinem "Hyperion" (1797) kommt es auch zu einer Auseinandersetzung über die Rolle des Staates. 1 3 Der von Adamas, dem Naturfreund erzogene Hyperion lernt im griechischen Freiheitskampf wahrend eines der zahlreichen russisch-türkischen Kriege (1768-74) einen radikalen Jahobiner, Alabanda, kennen. Die Staatsauffassung Alabandas kritisiert Hyperion von einer Schiller-Position her "Du ráumst dem Staate denn doch zu viel Gewalt ein... Beim Himmel! der weiB nicht, was er sündigt, der den Staat zur Sittenschule machen will. Immerhin hat das den Staat zur Hölle gemacht, daB ihn der Mensch zu seinem Himmel machen wollte. Die rauhe Schalle um den Kern des Lebens und nichts weiter ist der Staat." 1 4 Die Menschheit braucht nach Hyperion keinen neuen Staat, sondern das wahre Reich Gottes. Für Hölderlin erscheinen die Kampfer der Revolution als Reprásentanten einer mörderischen militarisierten Gewalt, die die Gesetze verachten. Der durch den "Bund der Nemesis" (a.O. 160. p.) verkörperte Terror entfremdet Hyperion 59