Az Eszterházy Károly Tanárképző Főiskola Tudományos Közleményei. 1993. Germanistische Studien. (Acta Academiae Paedagogicae Agriensis : Nova series ; Tom. 21)

Szabó János: Robert Walser

Aufzeichnungen {zumal sie auf schlechtes Papier geschrieben wurden) tatsachlich lange nicht lesen, und auch als man im Prinzip schon soweit war, ging es lediglich bei gutem Licht und durch Heranziehen des fiinffache VergröBerung gewáhrleistenden Fadenzahlers, eines optischen Instruments aus der Textilbranche. Wörter wie »Einst« und »Nicht« sind allerdings auch so nur aus dem Kontext zu unterscheiden. Die Mikrogramme, die aus Walsers NachlaB mittlerweile veröffentlicht wurden, erfüllten die groBen Erwartungen auf geheimgehaltene Spitzenleistungen allerdings nicht, sie verándern das Walser-Bild der Forschung nicht wesentlich. Zunehmende gesellschaftliche Isolation und soziale Entfremdung fiihren in der Bemer Zeit zu Identitátsstörungen, Angst und Halluzination peinigen ihn. Er trinkt zu viel. Für seinen Seelenzustand sind erneut innere Unzufriedenheit, Sehnsucht nach der GroBstadt und allgemein nach GröBe charakteristisch. In einem Brief schreibt er 1927: »Ich würde jetzt drauBen in einer reichsdeutschen Kleinstadt, gleichviel, wo sie liegt, eine "Rolle" spielen konnen, denn meine Prosastücke sind in ganz Deutschland, Österreich bis nach Ungarn hinein herumgekommen.« 1 1 Gegen Ende Januar 1929 alarmieren die Vermieterinnen Walsers {zwei altere Fráulein, bei denen er schon mehr als anderthalb Jahre lebt) die Schwester des Dichters, er sei in seinem Verhalten in der letzten Zeit auffállig geworden, so daB sie sich vor ihm fürchteten, zumal er einer jeden von ihnen einen «unsinnigen» Heiratsantrag gemacht und ihn wieder zurückgezogen habe. Robert Walser ist tatsachlich deprimiert, hat Angstzustande, hört Stimmen, die ihn verspotteten, und leidet unter Schlaflosigkeit. Lisa bringt ihn zu dem Psychiater Dr. Walter Morgenthaler, der noch am selben Tag, dem 24. Januar 1929, seine Einweisung in die Nervenheilanstalt Waldau bei Bern verfügt. Am nachsten Tag wird Walser von seiner Schwester dorthin gebracht, »um sich beraten zu lassen«. Vor dem Eingangstor fragt er sie noch: »Tun wir auch das Richtige?« »lhr Schweigen«, erzahlt er den Vorfall spater, »sagte mir genug. Was blieb mir übrig, als einzutreten.« (PH 109) In der Waldau wird gleich definitív diagnostiziert, Walser habe Schizophrenic und sei in der Anstalt zu behalten. Die Art und Weise, wie da mit einem Menschen umgegangen wird, ist für den heutigen Beobachter fast unvorstellbar. Im »Arztlichen Bericht« Morgenthalers wird auf die Belastung in der Familie hingewiesen, dann heiBt es, Walser habe »Krankheitseinsicht, klagte über die Unmöglichkeit arbeiten zu können, über zeitweise Angst usw. Auf Fragen nach LebensüberdruB antwortet er ausweichend. 18

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