Az Eszterházy Károly Tanárképző Főiskola Tudományos Közleményei. 1993. Germanistische Studien. (Acta Academiae Paedagogicae Agriensis : Nova series ; Tom. 21)
Szabó János: Robert Walser
JÁNOS SZABÓ (Budapest) ROBERT WALSER Für R. Gy., A. und J. H Auf dem Titelfoto des Pro Helvetia-Dossiers »Robert Walser« 1 sieht man eine idyllische Schweizer Landschaft, auf beiden Seiten Wálder und ordentlich eingezáunte Weiden, in der Mitte eine StraBe in auffaLlend gutem Zustand, wie sauber gefegt. Im Vordergrund rechts steht ein etwa 60 jáhriger Herr mit angegrauter Schláfe, im Anzug, mit Hut und Schirm. Ein GroBvater, der eine Sonntagswanderung mit der Familie macht und von den Enkeln fotografiert wird, könnte man meinen. Das Bild strahlt Ruhe und Geborgenheit aus. Oder doch nicht? Der Schatten des Mannes ist bedrohlich kurz, der Anzug bei genauem Besehen etwas geknittert, die Krawatte sitzt falsch, der oberste Westenknopf ist nicht zugeknöpft. Und der Mundwinkel des Mannes gibt auch ArüaB zu der Annahme, hier stimmt vielleicht doch nicht alles ganz. Und so ist es auch. Das von seinem Vormund angefertigte Bild stellt námlich einen Insassen der Nervenheilanstalt Herisau dar, einen Mann, der nie familiar gebunden war (kelne Spur von fotografierenden Enkeln also). Er steht seíbst bei dem offensichtlich etwas kühlen Wetter ohne Mantel da, denn er halit Überzieher; mit einem Schirm, auf den er nie verzichtet, der verjage doch den Regen; und der letzte Westenknopf ist absichtlich nicht zugeknöpft. »NeÍn, er muB offen bleiben!« 2 sagt er, wenn er darauf angesprochen wird. Als das Bild entstand, schrieb der Marin nicht mehr. Er hatte aber bereits ob er es zu dem Zeitpunkt zugeben wollte oder nicht - ein beachtliches Lebenswerk hinter sich. Heute gilt Robert Walser als die wohl wichtigste Vaterfigur der Schweizer Gegenwailsliteratur, man zahlt ihn allgemein zu den bedeutendsten deutschsprachigen Autoren unseres Jahrhunderts. Nur in Ungarn ist er völlig unbekannt. 3 9