Új Dunatáj, 1997 (2. évfolyam, 1-4. szám)

1997 / 1. szám - Szende Béla: Bayer Béla: Graublau

Béla Szende • Béla Bayer: Graublau 77 BÉLA BAYER: GRAUBLAU Einige Gedanken zu einem Gedichtband seltener Art Mit der Bezeichnung ’’Gedichtband seltener Art” sind (siehe Vorwort und Bio­graphie!) jene Bedenken vorsichtig angedeutet, die dem Leser bei der Lektüre der einzelnen Gedichte und — nach einem mehr oder weniger vertiefend-kritischen Herangehen — des Gesamttextes begegnen. Autor Bayer zeigt sich als Sieger und Besiegter zugleich, als Genießender und Leidender, als “wiesengesehenen Knaben” und als verbessernde Kraft des inspirierten sprachlichen Zwanges. Ein ernstes Ringen mit Träumen, Alltag, zwischenmenschlichen Beziehungen (Ich und Du, Kind und Eltern, Liebhaber und Versager im Geben und Nehmen, Vater und Töchter, Gegenwart, Minute, Vergangenheit und Zukunft, wache und verkappte Sinneserfahrungen), privaten und sozialen Gegebenheiten eines Indi­­vuums, das sein Ich schonungslos preisgibt, um Erlebtes, Erfahrenes und Er­wünschtes aus dem begrifflichen Erkennen ins — auch sprachlich angemessene — Bildlich-Lyrische zu übertragen. Trotz einzelnen gelungenen Bildern ist festzustel­len, daß dieses Ringen im großen und ganzen, an der Wortwahl zum einen und an der fehlenden sprachlichen Kohäsion des Sinnesganzen zum anderen scheiternd, das Spiel mit den grenzenlosen Möglichkeiten der Sprache “verdirbt” (Felsen­spitze, Wasserwüste, Kreuze der Möwen, Tote Muschel — Fugenmusik, Zackerip­pen und kichernder Nebel). Bereits der Titel des Bandes “Graublau” enthält die Intention, thematischen Schwerpunkten, dem jeweiligen Stellenwert der Sinneserfahrungen und deren Versprachlichung nachzugehen. Das eine ergibt sich aus dem anderen. Mit dem Gesichtssinn erfaßbare Naturelemente erscheinen in Realitätsvokabeln, wie Son­ne, Mond, Morgen, Nacht und Tag, Gras, Pflanze, Ähre, Blume und Blüte, Acker, Wald und Wiese und summieren sich im Grunderlebnis von Farben — mit der bib­lischen Schöpfungsgeschichte, ganz konkret mit dem dritten Tag (S. 46) — eng ver­bunden. Mit einem Wort: der fortpflanzenden Fruchtbarkeit. Dabei gelingt es dem Autor, einen Gesamteindruck seltener Art indirekt, also wohl lyrisch zu vermitteln. Teils werden einzelne Farben mit Namen erwähnt: blau, braun, golden, schnee­weiß, graublau und bunt, teils werden sie durch Pflanzen heraufbeschwört: Pas­sionsblume (blau), Ahorn (weiß-bunt), Feldmohn (hellrot, lila, weiß, bläulich, scharlachrot); und schließlich wird im Sinne des biblischen dritten Tags Ähre (Blü­te und Samen in einem) und Hagebutte (Schein- und Sammelfrucht der Rose) zur Findung des erlebten Ganzen dienlich gemacht. Ähre wird als wiegend (S. 17) und betäubend (S. 21), Knospe als knallend, Blütenpracht als brennend leuchtend (S. 24) erlebt. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel trifft den Leser der Vers: “Sonnen­schein hinter meinen Pupillen” (S. 39). Hieß es doch vorhin: “Das Bewußtsein /

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