Duna népe, 1937 (3. évfolyam, 4, 6, 10, 11. szám)

1937 / 6. szám - A dunavölgyi három szövetség

GLANZ UND ELENI Inmitten der politischen, wirtschaftlichen und kul­turellen Krise, von der Európa geschüttelt wird und als derén Symptom Madariaga einen Fieberausschlag farbi­ger Hemden konstatiert, .ergeben sich besondere mit­teleuropáische Perspektiven. Die Demokratie und der Kapitalismus, politische und wirtschaftliche Főimen, die in unserer Jugend zur Selbstverstandlichkeit des europaischen Lebenis gehörten. liegen in Mitteleuropa geschlagen am Boden; der Soziajismus, der ilhlre na­türliche Gegenbewegung zu sein schien, ist in Mittel­europa verfemt; das Judenproblem, so lange Gegen­stand theoretischer Erörterungen am Rande von Wissenschaft und Folitik, ist in Mitteleuropa eine glü­hende Tagesfrage; der Nationalismus wird zum Ex­plosionsmotor, die humanistische Kultur ist ein altér Besen, mit dem toiemand mehr kehren will, die Reli­gion, die seit dem Ende des Dreissigjahrigen Krieges aus der europaischen Politik ausgeschieden war, steht im Mittelpunkt politischer Debatten und Unwalzungen. Das alles sind Dinge, die es überall in Euró­pa. Ist dieses arme, i&chwer geschlajgene Mittel-­europaer Zerspiegel, der die ' europaischen Be­wegungen ungeheuerlich karikiert? Oder ist es das Experimentierfeld, auf dem unter Wehen und Schmer­zen eine neue Welt geboren wird? Beides. Die allgemein-europáischen Ursachen der Krise sind in Mitteleuropa so intensiviert, dass es zum Vorfeld eines neuen Európa geworden ist, und dass Glanz und Elend Mitteleuropas das künftige Mor­genrot oder den jammerlichen Untergang de& Erdteils vorausverkünden. [ Für diese Ehve> Pioniere sein zu müssen, habén wir Mitteleuropáer schwer bezahlen dürfen. Wir ha|ben es miterlebt, wie unser tausendjabríges Reich in Scherben zerbrach, und mit dem Yerlust der altén politischen Formen ist ein Hohlrauin entstanden, in den nicht nur ahe politischen Zukunftsmöglicnkeiten, sondern auch aller politischer Verstand der Völker eingestürzt zu sein scheinen. Damit nicht genug, dass uns der staatliche Boden unter den Füssen weggezogen wurde, verschwand wie durch ein Seebeben auch un­sere wirtschaftliche Existenzgrundlage- Völker, die sich in Abwendung von aller Tradition so sehr dem wirtschaftlichen Materialismus ergeben hatten, dass nur mehr materiedé Werte von Dauer und Bestand schienen, erlebten durch die Inflationen den Zusam­menbruch auch dieser Werte, und das mitteleuropa­ische Bürgertum damit einen solchen Verlust seines letzten Glaubens, dass der Verlust des Zukunftsglau­bens bei den marxistischen Arbeitern nur ein kanonen­donnerndes Nachspiel dazu ist. Diesem Sturz der wirtschaftlichen Werte folgte der Sturz der geistigen Werte auf dem Fusse und hinterüess Völker, die gerne glauben möchtem aber glauben weder können noch wollen. So ist Mitteleuropa den Unheilsweg, der 1914 beschritten wurde, ganz radikal zu Ende gegangen, und heute steht es unter der Aufmevksamkeit ganz Europas vor einer tabula rasa, auf der jeder Demagógé seine magischen Zeichen ungestraft kritzelt 'darf. Eine tabula rasa hat auch ihre Vorteile, nament­lich dann, wenn mit den modernen Schriftzügen alles wuchernde geistige Unkrauit weggewischt wurde, und zutage trat, was diese tabula rasa eigentlich dar­stellt: den uralten Boden des Donauraumes, auf dem seit Miilenien die Völker im Schweisse ihres Angesichts ihr Brot erwerben, ein uralter Kulturboden, der in MITTELEUROPA den Donautálern Niederösterreichs im Wesen nicht anders aussieht als zwischen Donau und Tisza oder an Moldau und Elbe, ein Boden, in dem die Pflüge der antiken Kultur und der Kirche tiefe Furchen hin­terlassen habén, ein Boden voll unzerstörbarer Tradi­tionen und unverwüstlicher Fruchtbairkeit, den es nur zu ehren gilt, um aufs Neue tausendfáltige Ernte zu erhalten. Geistige Ernte natürlich. Schon deswegen, weil wir mit dem Worte des Evangeliums bekennen, 'dass wir zu allererst nach dem Reiche Gottes zu trachten habon und alles andere uns dann von selbst zufallen wird. Sodann aber, weil wir den ökonomischen Mate­rialismus von Kari Marx auch in der Form nicht mit­machen wollen, in der das antimarxi&tisdhie Bürgertum und die antimarxistischen Staatsdoktrinen ihn weit­gehend ajkzeptiei: t habén. Es ist ja ein groteskes Schau­spiel zu sehen, wie die wütendsten Antimarxisten den Marxismus so wenig kennen, dass sie der Uberzeugung sind, auf dem Boden wirtschaftlicher Aufbaumass­nahmen den babylonischen Turm einer neuen Kultur erbauen zu können. Wir wollen bescheidener sein und nicht in den Himmel eines zukünftigen tausendjáhri­gen Reiches greifen, sondern uns auf die Werte tau­sendjahriger Vergangenheit besinnen. Sie ragén heute in Mitteleuropa wieder empor, nicht wie Ruinen, son­dern wie Stützpfeiler eines uralten Domes, an denen der Geist der Völker sich empotrschwingt. Die unsichtbare Kathedrale des mitteleuropaischen Geistes hat ihre himlischen und irdischen Modellé in Kirche und Staat. Im Laufe unausdenklicher Zeit­raume sind diese unzerstörbaren Modellé Stein um Stein aufgebaut worden, und jedes Volk des Donau­raumes hat seinen Beitrag dazu geliefert. Es gilt diese Beitrage zu verwerten. Der Beitrag Österreichs ist der Katholizismus. Der österreichische Katholizismus ist vielleicht nicht der tiefsitzendste und lebendigste in Európa, aber der natürliclhlste. Der katolisdhe Glaube sitzt diesem öster­reichischen Volke wie angegossen. Er macht ihm die Hochhaltung der religiösen Werte, die heute überall problematisch geworden sind, zur Selbstverstandlich­keit, und er ernahrt dieses Volk wie unabsichtlich und wie unbewusst fortdauernd aus einem antiken Érbe, das unerschöpflich ist. Der österreichische Mensch ist in Seelentuim und Sinnlicihkeit der ihiellenischeste Mensch, den es heute noch in Európa gibt. Nicht vom Gleich­gewicht der momentanen politischen Lage österreichs, aber vom inneren Gleichgewicht des östeirreichers, der den Kopf nicht verlieren darf, hangt der Friede Euro­pas ab. Dass dieses innere Gleichgewicht und dieser áussere Friede gefáhrdet sind, wissen wir- Die Gefahr kommt gerade aus der Unzerstörbarkeit des öster­reichischen Wesens. Es ist unzerstörbar, weil es geistig und darum unsichtbar ist, und eben deshalb kann es auf aussere Formen verzichten. Auch auf die Form des Staates. Der österreichische Mensch hat Jahrhunderte schwerster Erschütterungen seines 'Staates überlebt, wodurch ihm der skeptische Gedanke nahegebracht wurde. dass1 Österreiohi nicht dufch die Weisheit seiner Staatslenker und nicht durch die Begeisterung seiner Völker geretjtet werde, sondern nur durch göttliche Wunder, und dass Provisorien ewig wahren. Eine Welt aus Kanonenstahl und Schiesseisen verlangt hartere Formen. 1

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