VJESNIK 8. (ZAGREB, 1899)
Strana - 272
272 * * * ; Ein hervorragender Heraldiker behauptet, dass in der ungarischen Geschlechterkunde der Stamm Guge fehlt „aus welchem Palatin Nikolaus Kont, Nikolaus v, Ujlak König von Bosnien und die Familie Cseh von Leva stammt." Das Wappen dieses Familienstammes ist nach diesem Heraldiker gleichfalls bekannt „da wir es aus den vollkommen identischen heraldischen Denkmälern dieser drei Familien kennen." Wenn er darin Recht hat, dass die hier hehandelte Familie von Ujlak mit jener der Cseh v. Leva aus einem und demselben Geschlechte stamme, wäre er zu einer hochgradig überraschenden und interessanten Entdeckung gelangt, doch scheint er — wenn ich nicht irre — dieses Abstammen von einem und demselben Gcschlechte ausschliesslich nur mit der Identität der beiden Familien-Wappen zu begründen. Dass die heraldischen Begründungen gelegentlich der Aufklärung zweifelhafter oder gaenzlich unbekannter familiengeschichtlicher Fragen manchmal eine enscheidende Rolle spielen, kann heutzutage Niemand mehr leugnen ; dass sie aber im vorliegenden Falle einen entscheidenden Beweis dafür liefern, dass die beiden von einander so entfernten Familien wirklich die Abzweigungen eines und desselben Stammes seien, wage ich durchaus nicht zu unterschreiben. Die Sache hat allerdings einen verlockenden und einigermassen viel versprechenden Hintergrund. Der Obertavernicus Lorenz und sein Neffe Leukus benützen, ohne dass wir dies bei irgend einem ihrer Ahnen finden, plötzlich den Beinamen Tôt (= Slave), wo doch zahlreiche hervorragende Gestalten Slavoniens ohne diese Bezeichnung, bzw. ohne diesen Nebennamen zur selben Zeit vorkommen. Auf eine gleiche Erscheinung stossen wir in der Geschichte der Familie Cseh v. Leva. 1 ) Wir kennen fünf Generationen dieser Familie (1245 — 1396) ohne dass auch nur ein einziges Mitglied derselben —• sie sind ausnahmslos Gutsherren im Komitate Bars — seine slavische Abstammung mit dem Beinamen Tot oder mit irgend einem gleichbedeutenden Worte angedeutet hätte. Da tritt die sechste Generation auf die. Schaubühne, und das hervorragendste Mitglied der Familie Peter, der zu Beginne seines Auftretens noch den Namen „von Leva" führt, beginnt seit 1399 staendig den Namen Cseh (= der Böhme) zu benützen, der, obwohl wir von der bosnischen oder slavischen Abstammung der Familie nichts wissen, sich zum dauernden Familiennamen seiner direkten Nachkommen gestaltet. Lorenz Tot, dessen Vorfahren ganz bestimmt in der Drau- und Savegegend angesessen waren, eroeffnet aber seine Laufbahn in Ungarn sofort damit, dass er in dem an Bars grenzendem Komitate Nyitra (in Sempte) Kastellarr, dann bis an sein Lebensende Obergespan wird; sein Sohn Nikolaus ist eine Zeitlang sogar Obergespan von Bars! Wenn wir zu diesem nun gar noch die Uebereinstimmung des beiderseitigen Wappens erwägen, möchten wir unter dem ersten Eindrucke anerkennen, dass die Vergangenheit der beiden Familien von dem Geiste einer geheimnisvollen Verwandtschaft angehaucht sei. Nach dem Stande unserer gegenwärtigen Kenntnisse sind wir jedoch nicht in der Lage, diese Stammesverwandtschaft anzuerkennen, wagen es aber ] ) Vgl. meine diesbezügliche Abhandlung in Szazadok 1901, Seite 332—-342.