VJESTNIK 3. (ZAGREB, 1901.)
Strana - 209
209 bindung der schlesischen Piasten mit ungarischen Unterthanen. Hermann Grotefend hat in seinen 1889 zum zvveitenmale edirten Stammtafeln der schlesischen Fürsten mit thunlichster Benützung der ihm bekannt gewesenen Quellen diese Allianzen gewürdigt. Da im Sinne der seine Stammtafeln erläuternden Anmerkungen Grotefend's Werk so ziemlich als Ergebnis des auf diesem Gebiete den deutschen Forschern Bekannten betrachtet werden muss, das berührte Kapitel aber sowohl in quantitativer als in qualitativer Beziehung manche Ergänzungen und Richtigstellungen benöthigt, habe ich schon vor einigen Jahren im Jahrbuche der Wiener heraldischen Gesellschaft „Adler" die schlesisch-ungarischen Allianzen zum Gegenstande eingehender Prüfung und Untersuchung gemacht, als deren Resultat so manche Neuigkeit und Klarstellung zu betrachten ist ; selbstverständlich musste auch ich damals die endgiltige Klärung mancher ungelösten Frage, aus Mangel genügender Quellen, einer glücklicheren Zukunft überlassen und zu einer dieser damals offen gelassenen Fragen gehörte auch die Allianz einer Kroatin mit einem schlesischen Fürsten. Heute bin ich jedoch in der erfreulichen Lage, die Frage mit Bezug aul ihren wesentlichsten Kern, voll und sicher zu beantworten. Herzog Boleslav III. von Breslau, Sohn Heinrichs V. und der Elisabeth, einer Tochter des Polenfürsten Boleslav von Kaiisch, geboren 1291, vermählte sich in zweiter Ehe mit „Katharina aus Kroatien, vorher an einen ungarischen Fürsten vermählt". Grotefend, der sie mit diesen Worten einführt, spricht sich über die Familiengeschichte dieser zweiten Gattin Boleslav's folgendermassen aus 1 : „Die Chron. princ. Poloniae 140 sagt von Katharina: „de Crawacia nata et de Ungaria ducta", somit ist sie aus Kroatien gebürtig und aus Ungarn nach Breslau verheirathet worden. Ihr in mehreren Exemplaren im Breslauer Staatsarchive erhaltenes Siegel zeigt als ihr Wappen einen Greifen, während ein anderes, gleichfalls in mehreren Exemplaren vertretenes Siegel, ausser diesem Greifenschilde und natürlicherweise einem Adler als Mannesschild, noch über der Figur der Herzogin einen Schild mit dem ungarischen Doppelkreuz auf den drei Bergen führt.1 Abhandlungen der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur 1872/3. Seite 95—96. 2 In seinen 1889 erschienenen Stammtafeln der schlesischen Fürsten bemerkt er Seite 37 noch Folgendes: „Zu dem in den Abhandlungen der vaterländischen Gesellschaft 1872,3 Seite 95—96 über sie (= Katharina) Gesagten füge ich hinzu, dass das im Lehnsurkundenbuch II. 206 aus dem Domarchive Breslau erwähnte undeutliche Siegel der Katharina nicht zwei Adlerschilde führt, sondern das von mir als älteres beschriebene Siegel mit Adler und Greif ist. Es hängt au den Originalurkunden des Staatsarchives Breslau L. B. W. 249, Hedw. Bneg. 27, Vinc. Bresl. 331 von 1351 bis 1352. Von dem anderen finden sich (nach dem Repertorium der Fürstcnsiegel) aus den Jahren 1356 und 1357 sechs Stück im Staatsarchiv."