K. K. Zentral-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 8. (Wien, 1911)
Zibermayr Ignaz: Die Vereinigung des Schlüsselbergerarchivs im Landesarchive zu Linz
4 Ignaz Zibermayr. Die ersten Nachrichten über das Hohenecksche Archiv stammen aus dem Beginne des siebzehnten Jahrhunderts. Der Aufbewahrungsort war Schloß Hagenberg bei Prägarten. In den Jahren 1607/08 ließ Ehrenreich Hoheneck sein Archiv durch den sachkundigen Erasmus Tollinger von Grünau ordnen, der einige Jahre vorher sein eigenes Familienarchiv beschrieben hatte und so die volle Eignung zu dieser Aufgabe besaß. Über seine Tätigkeit sind wir durch die von ihm verfaßten Inventare genau unterrichtet. Im Jahre 1605 begann er seine eigenen auf Schloß Grünau bei Mauthausen befindlichen Archivalien in Ordnung zu bringen und verfaßte bei dieser Gelegenheit ein genaues Urkundenbuch seiner Familie, in dem die einzelnen Stücke nach Jahren geordnet vollständig abgeschrieben wurden. Diesen Abschriften gehen stets Regesten mit kurzen Inhaltsangaben voran, ja, er bemühte sich sogar, am Ende der einzelnen Urkundenkopien die Siegel sorgfältig abzuzeichnen. Stellt somit diese Arbeit in heutigem Sinne ein regelrechtes Urkundenbuch dar, so bietet seine Beschreibung des Schloßarchivs von Hagenberg in vollem Sinne ein Archivinventar. Die beiden nicht nur von ihm verfaßten, sondern auch geschriebenen Inventare Uber seine archivalische Tätigkeit auf Schloß Hagenberg sind gleichlautend und unterscheiden sich lediglich dadurch, daß in einem einige Abschriften der älteren Urkunden vorangestellt sind und ein Verzeichnis aller jener Dokumente nachfolgt, welche Ehrenreich Hoheneck allein betreffen. Ferner ist auch noch ein ganz kurzes Register Uber die im Kasten der zum Schlosse Dorf an der Enns in Niederösterreich gehörigen Archivalien hinzugefügt, welche von dessen Gemahlin Elisabeth von Flußhart stammten. Durch Angaben aus dem Inventare wird auch ersichtlich, daß vorher schon mehrfache Versuche gemacht wurden, Verzeichnisse der Urkunden anzulegen und die Abfassung von Stammbäumen der Familie vorzunehmen. Leider sind aber alle diese ältere archivalische Tätigkeit bezeugenden Schriftstücke nicht mehr erhalten.