K. K. Zentral-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 8. (Wien, 1911)

Fischer Karl R.: Gemeindegedenbücher

62 Karl R. Fischer. schöpfen und „auf dem Laufenden“ bleiben. Daher soll der Chronist frisch und frank mit den Ereignissen des Tages beginnen, an denen er zu schreiben anfängt, und womöglich nicht hinter den Vorkommnissen Zurückbleiben. Mehr als 20 Jahre vor dem mißglückten chronistischen Versuche in Gablonz hatte ein einfacher Mann namens Augustin Dreßler1) unter der Bezeichnung „Tagebuch“ eine Chronik begonnen und bis 1831 fortgeführt, welcher für viele Mitteilungen der Wert einer lokalen Geschichts­quelle zukommt. Privilegien und wichtige Urkunden können in die Chronik sehr gut abschriftlich aufgenommen werden, ja, es hat sich schon oft gezeigt, daß ihr Wortlaut gerade dadurch erhalten blieb, wenn die Originale unerwartet der Vernichtung anheim fielen. Ihre Abschrift darf aber den Chronisten nicht aufhalten, er schreibe sie auf rückwärtige Blätter ■— die letzten bleiben für die Begister aufgespart — dann kann er damit nach Zeit und Gelegenheit verfahren. Nochmals also: Gleich, wenn auch unvermittelt anfangen! Stehen dem Chronisten eigene Forschungsergebnisse zur Verfügung, so ist allenfalls ein anderer Vorgang zu empfehlen, den der Gablonzer Stadtchronist, Herr Adolf Lilie, bei seinen Aufzeichnungen für die Chronik von Gablonz einhält. Er bringt nämlich bei den einzelnen Vor­kommnissen gelegentlich eine Biickschau auf frühere Ver­hältnisse; beispielsweise werden bei der Eröffnung des Stadt­theaters die früheren lokalen Theaterverhältnisse beleuchtet, bei einem Vereinsjubiläum die Hauptdaten aus der Entwick­lung der betreffenden Körperschaft geboten usw. Es ist naturgemäß, daß bei wichtigen Ereignissen auch ähnliche frühere Zustände gern erörtert werden, wobei sich manches ergibt, worauf die Aufmerksamkeit des Chronisten gelenkt wird. Falls aber diese Daten in der Heimatkunde schon enthalten sind und nichts ergänzend hinzugefügt werden J) Karl R. Fischer, „Augustin Dreßlers Tagebuch“ 1807 bis 1831. Gablonzer Zeitung und Gablonzer Tagblatt 1904.

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