K. K. Zentral-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 8. (Wien, 1911)
Zibermayr Ignaz: Die Vereinigung des Schlüsselbergerarchivs im Landesarchive zu Linz
2 Ignaz Zibermayr. Zeit in Unordnung geraten, während das Wirtschaftsarchiv mit zahlreichen späteren Urbaren, Lehensachen, Pfleggerichts- protokollen und sonstigen auf die Verwaltung der Herrschaftsgüter sich beziehenden Archivalien in einem ebenerdigen, feuchten Raume neben der Herrschaftskanzlei aufbewahrt war und dadurch schon teilweise gelitten hatte. Mein Vorhaben, den Besitzer, Siegmund Grafen Engl von und zu Wagrain, zu ersuchen, diese Archivalien dem ober- österreichischen Landesarchive abzutreten, fand an dem Archivreferenten im Landesausschusse Karl Freiherrn von Gagern angelegentlichste Fürsorge. In seltener Hochherzigkeit entschloß sich Graf Engl am 15. Jänner 1908, dem Ansuchen des Landesarchivs stattzugehen, um so die Vereinigung der beiden so lange getrennten Bestandteile durchführen zu können. Durch das liebenswürdige Entgegenkommen des Schloßverwalters Franz Ammer war der Transport leicht bewerkstelligt und im Laufe des Sommers noch konnten die neuerworbenen Archivalien durch den Landesarchivsadjunkten Dr. Eduard Strassmayr einer Vorordnung unterzogen werden. In der Sitzung vom 27. Oktober hat der Landtag dem hochsinnigen Spender für seine einzig dastehende Förderung des Landesarchivs seinen wärmsten Dank ausgesprochen. Aufgabe der Archivverwaltung ist es nun, den neuerworbenen Bestand durch eine kurze Charakterisierung der wissenschaftlichen Benützung zugänglich zu machen. Gerade dadurch glaubt das Landesarchiv überdies am besten seine Dankesschuld abzustatten, da aus der folgenden Darstellung vollauf erhellen dürfte, in welch hohem Grade Graf Engl die heimatliche Geschichtsforschung gefördert hat. Um jedoch nicht späteren Aufgaben des Landesarchivs vorzugreifen, wird an dieser Stelle von inventarmäßigen Angaben abgesehen, dafür aber sollen die verschiedenen Schicksale des Schlüsselbergerarchivs im Laufe der Zeit verfolgt werden, um so den jüngst erworbenen Teil im Bereiche des ehemaligen Gesamtbestandes würdigen zu können.
