K. K. Zentral-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 8. (Wien, 1911)

Wilhelm Franz: Archivfürsorge Österreichs in Italien

46 Franz Wilhelm. Außer der Ordnung oblagen der Archivdirektion natür­lich auch noch andere Arbeiten. Der Kaiser hatte mittler­weile die Abtretung der auf den Kirchenstaat bezüglichen Urkunden und Akten an den päpstlichen Stuhl beschlossen. Dagegen wurde das Ansuchen des sardinischen Gesandten Grafen Rossi um Auslieferung der auf das ehemalige De­partement dell’ Agogna (Provinz Novara) bezüglichen Ur­kunden im Jahre 1819 abgelehnt1), weil die Archivdirektion und das Fiskalamt übereinstimmend der Anschauung waren, die sardinische Regierung könne diese Urkunden auf Grund des Traktates vom Jahre 1751 nicht beanspruchen, denn sie beträfen die Rechte des Staates auf die Gewässer des Ticino, die Jurisdiktion des Erzbistums Mailand und ange­sehene derzeit österreichische Staatsuntertanen hinsichtlich ihrer von den aufgelösten geistlichen Korporationen her- rührenden Besitzungen. Ferner wurde anläßlich einer ungerechtfertigten Re­klamation von Büchern der Foscarinischen Bibliothek durch den Conte Giacomazzi am 12. April 1817 die Überführung dieser Bibliothek, welche die Franzosen im Jahre 1809 nach Mailand gebracht hatten, nach Wien angeordnet. Im folgenden Jahre wurde das Gubernium in Mailand auch angewiesen, die Absendung der sämtlichen, ebenfalls von den Franzosen im Jahre 1809 weggeführten und zur Hofregistratur gehörigen Akten nach Wien zu veranlassen. Es waren dies die Verwaltungsakten der italienischen Pro­vinzen Österreichs von ungefähr der Mitte des 17. Jahrh. bis 1796, im ganzen 1237 Faszikel, 2585 Kartons, 450 Bü­cher und Manuskripte, die bis ins 13. Jahrh. zurückreichten, und 33 Karten. Dieselben wurden von der Registratur der Hofkanzlei im Jahre 1819 übernommen und nach ihrer Zugehörigkeit zum Teile daselbst aufbewahrt, zum Teile an ') Verlangt wurden die Urkunden von Gozzano und S. Giulio dell’ Isola d’ Orta sowie der folgenden Klöster in Novara: delle Grazie, Oliveto, S. Chiara, S. Pietro Mártíré, S. Maria del Carmine, S. Agostino und S. Ágnese.

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