K. K. Zentral-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 8. (Wien, 1911)

Wilhelm Franz: Archivfürsorge Österreichs in Italien

40 Franz Wilhelm. Settala, der unter dem französischen Regime Zeremonien­meister gewesen war, bestellt; ihm zur Seite aber trat zur eigentlichen Amtierung der Exzisterzienser Abbate Carloni, ein Schüler des Vertreters der diplomatischen Wissenschaft in Italien. Professors D’Adda1). Auch für die Unterbringung der Bestände sorgte Graf Bellegarde in entsprechender Weise. Er berichtete an die Hofkommission, daß die Behandlung der Archivalien in früherer Zeit allerdings nicht tadellos gewesen sei, daß sie jedoch jetzt bei den öifentlichen Anstalten in Mailand in geräumigen und wohlverwahrten Sälen mit aller Sorgfalt auf bewahrt und unter entsprechenden Vorsichtsmaßregeln auch der Benutzung zugänglich gemacht werden. Mit der Reklamierung der entfremdeten Stücke wurde der Kammer­prokurator Fortis betraut2). Diese Reklamierungsarbeiten waren aber, wie es in der Natur der Sache begründet lag, von wenig Erfolg. Es fehlte jegliches Beweismittel, das Eigentumsrecht des Staates darzutun und die Bemühungen des Kammerprokurators wurden in jedem einzelnen Falle durch den allgemeinen Rechtsgrundsatz: possideo quia possideo vereitelt. Man scheint denn auch sehr bald davon Abstand genommen zu haben. Um so eifriger wendete sich die Fürsorge der Regierung den Ordnungsarbeiten zu. Da der Kaiser selbst ein reges 1) Abbate Altieri, der die öffentliche Aufmerksamkeit zuerst auf die Archive in Mailand gelenkt hatte, war also bei der Bestel­lung von Beamten übergangen worden. Er war mittlerweile selbst nach Wien gekommen und erbot sich am 29. März 1816 gegen Zu­weisung eines kleinen Qnartieres und eines bescheidenen Gehaltes die Ordnungsarbeiten zu übernehmen. Er habe in der diplomatischen Wissenschaft eine langjährige Erfahrung und seines Wissens gebe es in Mailand niemanden, der alte Schriften zu lesen, falsche Urkunden von echten, Originale von Kopien zu unterscheiden vermöchte. Das Gubernium lehnte jedoch am 8. Mai 1816 die Anstellung Altieris „aus mehreren Gründen“ ab und erklärte, Settala, dem übrigens der in solchen Arbeiten erfahrene Carloni beigegeben sei, besitze selbst die erforderlichen Kenntnisse. VC10LV.; 137 ex April 1816. 2) Berichte vom 18. Februar 1815 und 19. Februar 1816; VC 10 L. V.; 143 ex März 1815 und 27 ex März 1816.

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