K. K. Zentral-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 8. (Wien, 1911)

Zibermayr Ignaz: Die Vereinigung des Schlüsselbergerarchivs im Landesarchive zu Linz

20 Ignaz Zibermayr. aus, da sich dieser geäußert habe, er wolle die Streinschen Manuskripte, um sie nicht herleihen zu müssen, auf seine Besitzungen im damals bayrischen Innviertel abführen lassen1). Zum großen Schaden des Archivs führte er wirklich diesen rechtswidrigen und den Bestimmungen der SenioratsVerfügungen Hohenecks widersprechenden Entschluß aus und hielt einen ansehnlichen Teil des Schlüsselberger­archivs auf seinem Schlosse Wildenau verborgen. Als nun bald darauf der Besitz von Schlüsselberg an Leopoldine von Hoheneck überging, konnte auch ihre Bereitwilligkeit, den im Jahre 1815 wieder aufgenommenen Bemühungen der Stände entgegenzukommen, nur geringen Erfolg auf­weisen, da die Streinschen Manuskripte im Archive nicht mehr vorgefunden und von den ebenfalls zur Abschrift be­gehrten Kollektaneen Enenkels nur mehr der zweite Band zur Verfügung gestellt werden konnte. Der Verlust dieser vielbegehrten Werke wurde in den ötfentlichen Blättern bereits als feststehende Tatsache bedauert. Die Stände empfanden diesen um so schmerzlicher, als zu derselben Zeit die Vorarbeiten zu einer Verbesserung der alten Adelsmatrikel des Herren- und Ritterstandes be­gannen, die in immer steigendem Maße einen solchen Umfang annahmen, daß man von der Errichtung einer neuen Matrikel sprechen kann2). Im Jahre 1817 erhielt das ständische Archivamt den Auftrag, Vorschläge auszu­arbeiten, und bald darauf die spezielle Weisung, die Ge­schlechterurkunden genau zu sondern und nach den einzelnen 1) Kurrentakten des Jahres 1811 im Staatsarchive zu Wien und Präsidialakten der Statthalterei in Linz. In den Akten des Landes­archivs über den Ankauf der Sammlungen Hohenecks wird auch erwähnt, dali sich die Hofbibliothek in Wien bemüht habe, die Streinschen Manuskripte zu erwerben. Da jedoch in den Verwaltungs­akten der Hofbibliothek keine Angabe zu finden ist, wird wohl eine Verwechslung mit dem Staatsarchive vorliegen. 2) Näheres bei F. Stäuber, Historische Ephemeriden über die Wirksamkeit der Stände von Österreich ob der Enns 183 ff. Schon im Jahre 1727 hatte Hoheneck einen Entwurf für eine neue Matrikel ausgearbeitet, der jedoch unausgeführt blieb.

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