K. K. Zentral-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 6. (Wien, 1907)
Oswald Redlich: Das Archivwesen in Österreich
Das Arehivwesen in Österreich. 5 auf die möglichst ausgiebige Aktenvertilgung setzte, weil der Kanzlist einen Anteil vom Erlös des verkauften Papieres erhielt. Es wurden die vom Archivrate vorgeschlagenen Normen *) für die Anstellung der Beamten zur Richtschnur genommen und demgemäß in erster Linie stets Kräfte ins Auge gefaßt, welche das Institut für österreichische Geschichtsforschung an der Universität in Wien besuchten und die Staatsprüfung des Instituts mit Erfolg absolvierten, in zweiter Linie anders vorgebildete Bewerber (mit Lehramtsprüfung oder Doktorat aus Geschichte, oder mit juristischen Staatsprüfungen oder Doktorat), welche aber dann noch eine Ergänzungsprüfung über historische Hilfswissenschaften im Institute abzulegen haben. Das Institut, welches ja namentlich seit seiner Reorganisierung durch Th. von Sickel eben auch das Ziel verfolgt, Kräfte gerade für Archive, Bibliotheken und Museen heranzubilden, trat damit jetzt endlich in wirklich organische Beziehung zum Archivwesen und Archivdienst. Durch eine Revision seiner Statuten trug das Institut unter Müh Ibach er im Jahre 1897 dieser engeren Verknüpfung Rechnung und berücksichtigt in seinem Lehrplan auch die dem Archivbeamten notwendige Vorbildung in österreichischer Verfassungsund Verwaltungsgeschichte. ln den „Grundsätzen einer Archivordnung“, nach welchen die einzelnen Statthaltereiarchive ihre Archivordnungen ausarbeiteten, ist nachdrücklich auch schon die weitere Ausgestaltung der staatlichen Archive als ihre Aufgabe hingestellt: „Die Leitung jedes Archives soll ihr Augenmerk auch darauf richten, ihren Archivbestand möglichst organisch auszugestalten, indem sie dahin wirkt, daß anderweitige staatliche Archivalien, welche dem geschichtlichen Umkreise des Archives angehören, mit diesem vereinigt werden, besonders dann, wenn dieselben mangelhaft untergebracht oder schwer zugänglich sind; indem die ’) Abgedruckt in Mitt. d. Archivsektion 4, 388 ff.