K. K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 4. (Wien, Leipzig 1899)

A. Czerny: Das neue Landes-Archiv in Linz und seine Ausgestaltung in der Zukunft

Linzer Archiv. 93 Briefe von Bischöfen, Äbten und anderen geistlichen Würden­trägern, Papiere, welche die Stadt Steyr und die Familie Losenstein betreffen, Urkunden aus dein 14. und 15. Jahr­hundert, päpstliche Indulgenz - Briefe, interessante Profess- Zettel auf Pergament. Alle diese Stücke liegen seit 1883 in einem trockenen geräumigen Locale auf dem Fußboden. Was die alten und wichtigeren Urkunden beider Convente anlangt, so sind dieselben jetzt von Linz nach Gleink in den schönen Empfangssaal des Bischofs übertragen und in stattlichen Prunkkästen untergebracht. Was genetisch zusammengehört sehen wir hier ver­zettelt, für den Forscher und Rechtsvertreter schwer, nur mit Aufwand von Zeit und Geld zu erreichen, für viele, welche den Ort des Aufenthalts des Materiales gar nicht wissen, so gut wie nicht vorhanden. Dazu kommt, dass, weil die Eintheilung nur nach halben Jahrhunderten ge­schehen ist, die Masse schwerer zu bewältigen ist. Wie viel wäre geholfen, wenn der hochwürdigste Bischof bewogen würde, wenigstens die Acten und Urkunden, welche in dem jetzigen Archiv-Locale auf dem Fußboden liegen, dem Landes-Archiv abzutreten und ihre Lage dadurch anstän­diger, gesicherter und zugänglicher zu machen. Die Loose, welche über die Garstner und Gleinker Archiv-Schätze gefallen sind, müßen übrigens noch günstig genannt werden gegen das Schicksal so vieler Schrift-Denk­mäler, die in den übrigen aufgehobenen Klöstern ob der Enns geborgen waren. Es kam eine Zeit, wo man diese alten Papiere wie einen Aussatz der Kanzleiwände betrachtete und sich derselben zu entledigen suchte. Einem Schreiber ohne Kenntnisse der Materialien, auf welchen die Ge­schichte aufgebaut wird, wurde die Aufsicht oder die Aus­sonderung des Vertilgbaren übertragen. Er glaubte, besonders die alten und unleserlichen Schriften seien überflüßig, und zudem winkte ihm bei einer bedeutenden der Vernichtung anheimgefallenen Papiermasse eine ansehnliche Tantieme. Dann kam der verlockende Jude, der „alte Pergamente“ für

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