K. K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 2. (Wien, Leipzig 1894)

Mitgetheilt von Dr. Karl Lechner: Die fürst-erzbischöfliche Bibliothek zu Kremsier

226 Lechner der Wahl - Capitulation für den Bischof und spätem Cardinal Wolfgang Hannibal Graf von Schrattenbach vom 13. September 1711 findet sich ein darauf bezüglicher Passus unter §. 30 derselben, den ich vollinhaltlich hersetze, weil er in allen folgenden Wahl - Capitulationen bis auf die für den Bischof Maximilian Grafen von Hamilton vom 28. Februar 1761 einschließlich gleichlautend vorkommt. Er lautet: „Et cum Bibliotheca Episcopalis in Arce Cremb- siriensi sine fructu delitescat et jam actualiter plurima opera et libri hinc inde per partes distracti et amissi sint ac etiam- nunc, ne brevi et reliqui in perditionem veniant, in peri­culo existant, antequam tam pretiosus thesaurus penitus in­tereat, perutile pro publico et laudabile opus foret, si illa cum sua fundatione pro usu literatorum et commodo tam Eccle­siasticorum quam Saecularium Studiosorum huc Olomucium transferretur et locaretur.“ Unter dem Bischöfe Jakob Ernst Grafen von Liechtenstein soll es nach Richter 1, c. 259 nahe daran gewesen sein, diesen Wunsch verwirklicht zu sehen; da der Genannte jedoch Erzbischof von Salzburg wurde, konnte er den Plan nicht mehr ausführen. In der Wahl-Capitulation für den ersten Olmüzer Erzbischof Anton Theodor Grafen von Colloredo-Waldsee vom 4. Oc­tober 1777 heißt es nur mehr, er solle Sorge tragen, dass die Bibliothek in Kremsier in guter Ordnung gehalten werde und gebildeten Personen zugänglich sei. Das Dom-Capitel hatte wohl die Erfolglosigkeit seiner Wünsche eingesehen und war vielleicht auch aus dem Grunde von denselben abgegangen, weil seit 1785 in Olmüz eine Studienbibliothek bestand. Das Haupthindernis für die Übertragung hatte stets die Raumfrage gebildet. Die im hiesigen f. e. Archive registrirten letzten Wahl-Capitulationen sind jene für Erz­herzog Rudolf vom Jahre 1805 (Coadiutorwahl) und 1819 (Wahl zum Erzbischof), in denen das Capitel einen literarisch gebildeten Bibliothekar zur Weiterführung des Kataloges und die Anschaffung brauchbarer Bücher aus den Funda- tionsgeldern sowie bestimmte Bibliotheksstunden im Früh­

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