K. K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 2. (Wien, Leipzig 1894)
Mitgetheilt von Dr. Karl Lechner: Die fürst-erzbischöfliche Bibliothek zu Kremsier
222 Lechner anderweitiger Vermehrung wissen wir nichts mehr und heute beträgt die Rente der Stiftung nur mehr c. 257 fl. Rechnen wir dieselbe von 1700—1732 inch mit 440 fl., von 1733—1751 inch mit 540 fl., so ergibt dies die Summe von 14520 -+- 10260 = 24780 fl., womit in jenen Tagen nicht weitere 28000 Bände hätten beschafft werden können. Jene Bändezahl konnte jedoch aus einem anderen Grunde nie erreicht worden sein. Denn der der Bibliothek zur Verfügung stehende Raum konnte nach der baulichen Anlage des Kremsierer Schloßes nie ein größerer sein, als er heute ist; sie konnte also nie wesentlich mehr Bände aufgenommen haben als heute, wo dieselbe 14494 eingereihte Bände zählt, von denen jedoch 726 fehlen. Der mehrfach schon erwähnte Brand vom 16. März 175 2, t dem der ganze nördliche Theil der Stadt zum Opfer fiel, hatte auch das bischöfliche Schloß ergriffen und zerstörte das II. Stockwerk desselben mit vielen Gemälden und Statuen, während die Bibliothek sammt Manuscripten undGloben „usque ad minimum“ durch die Piaristen, Studenten und kaiserliches Militär gerettet und in die untersten Gewölbe des Schloßes gebracht wurde. Bischof Ferdinand Graf von Troyer sprach hiefür in einem Schreiben d. d. Brünn den 1. April 1752 seinen Dank aus und befahl den Soldaten eine Remuneration, den Studenten aber Prämien zu geben1). Der Schaden, den die Bibliothek gelitten hatte, kann daher nicht ein gar bedeutender gewesen sein; wenn auch der Haupt - Katalog zugrunde ging, so blieben doch die Hand - Kataloge von 1691 und 1706 erhalten und kann daher nicht die Rede davon sein, dass die alte Ordnung der Bibliothek sowie gar viele Bücher verloren oder zugrunde gingen und so manche Kostbarkeit nicht mehr zum Vor- * *) Vermehrung der ursprünglichen Stiftung allerdings nicht zu erkennen, hingegen hebt der erwähnte Bibliothekar P. Cornelius ausdrücklich hervor, dass während seiner Amtsführung (seit 1731) das Fundationscapital um 2000 fl. vermehrt worden sei. *) Annales Domus Cremsiriensis, Continuatio.