K. K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 2. (Wien, Leipzig 1894)

Mitgetheilt von Dr. Karl Lechner: Die fürst-erzbischöfliche Bibliothek zu Kremsier

Bibliothek zu Kremsier. 221 sonders stark Kirchen- und Profangeschichte, Politik und Jurisprudenz vertreten. Letzteres hatte wohl seinen guten Grund. Übte doch der Fürstbischof für sein großes Herr­schaftsgebiet die Criminal-Gerichtsbarkeit und tagte jährlich viermal in Kremsier das fürstliche Lehens - Gericht, gegen dessen Aussprüche die Berufung an die kgl. Appellations- Kammer in Prag eingelegt werden konnte. Auffallend groß ist die Zahl der medicinischen Werke umsomehr, als es hier damals und noch lang später außer dem fürstlichen Leib­arzt nur einen Stadtarzt und einen Bader mit der fürstlichen Apotheke gab, deren Medicamente damals freilich für eine große Umgehung allein erreichbar waren. Vielleicht hängt damit der Umstand zusammen, dass nicht weniger als sieben verschiedene Pharmakopoen, auch die von Antwerpen und London, in der Bibliothek enthalten waren. In der neunten Classe staunt man über die große Zahl von Werken, welche von Kriegs-Architektur, Fortification, Geschützwesen, Militär­organisation etc. handeln. Aber Karl von Liechtenstein hat die Schlößer Hochwald und Mürau stark befestigen lassen und in letzterem ein für seine Verhältnisse stattliches Kriegs- Material aufgehäuft und seine Truppen zogen unter eigener Fahne ins Feld. Die Libri haeretici sind zum weitaus größten Theile noch heute erhalten. Wäre, mit der Vermehrung im gleichen Umfange von Liechtenstein’s Nachfolgern fortgefahren worden, dann hätte allerdings bis zum Brande von 1752 die Bibliothek 36000 Bände erreichen können, wie man gewöhnlich liest; das war aber nicht der Fall. Unter Karl von Lothringen wurden „plurima insignia opera et libri“ verzettelt oder gingen ganz verloren und Cardinal Schrattenbach befand sich wenigstens bis 1722 in steter Geldverlegenheit. Bis zum Jahre 1742 wurde das Stiftungs-Capital nur um 2000 fl. Rh. vermehrt und zwar durch Schrattenbach im Jahre 1733 -1). Von l) Aus der im f.-e. Archive befindlichen Copie des Schuldscheines des Grafen Michael Anton von Altban pr. 2000 fl. Fundationsgelder zur Conservirung und Augirung der Bibliothek vom Jahre 1733 ist diese

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