Evangélikus Elemi Iskola, Budapest, 1886
20 um 871 fl. mehr als im Vorjahre; die Zahl der Gratisschüler (119) hat um 4 abgenommen. Die Ausgaben vermehrten sich zwar, eines- tlleils weil nun die Industrielehrerinnen ihr Gehalt schon gänzlich aus der Gemeinde-Gasse beziehen, auderntheils weil die Monatsbericht- Büchlein in 3000 Exemplaren aufs neue gedruckt werden mussten, und weil es der löbl. Gemeindevorstand für gut befand, die ganze Auflage des heuer erschienenen Ghoralbuches unseres Organisten anzukaufen, um dasselbe den ärmeren Schülern entweder gratis oder wenigstens billiger bieten zu können, welche Kosten jedoch mit der Zeit sämmtlicli in die Gemeinde-Gasse wieder zuriickfliessen werden. Trotz all’ dieser bedeutenden Auslagen betrug der Zuschuss der Gemeinde zur Erhaltung der Schule — ohngerechnet des mit 5152 fl. 80 kr. bemessenen Zinswertes der Schullokalitäten —; im Vergleiche zum Vorjahre um 84 fl. 66 kr. weniger, d. i. 1415 fl. 41 kr. ; immerhin ein genug beredtes Zeugniss der Opferthätigkeit unsrer Gemeinde für ihre Schulen. 6. Hinsichtlich des sittlichen Geistes unsrer Zöglinge können wir mit Befriedigung constatiren, dass derselbe in Bezug aut Fleiss, Betragen und Fortschritt im Allgemeinen ein guter zu nennen ist, obgleich wir uns dem Geständnisse nicht ver- schliessen können, dass wir in einzelnen Fällen auch ernstere Mahnungen und Rügen ertheilen, energischere Massregeln ergreifen mussten. Denn — wozu das Läugnen? - es ist Thatsache, dass die Jugend in Folge einer falsch verstandenen Hummanität der Jetztzeit in ihrem moralischen Betragen von Jahr zu Jahr rück schreitet. „Ohne Disciplin aber ist die Schule“ — nach einem Ausspruche Pestalozzi’s — ,.eine Bachmühle ohne Wasser.“ Und da wir nicht haben wollen, dass unsre Anstalt einer solchen wasserlosen Mühle gleiche, konnten wir -— offen gestanden — nicht umhin, wenn es eben erforderlich war, strengere Disciplinarmittel in Anwendung zu bringen, ohne aber dabei jemals die erlaubten Grenzen überschritten zu haben. 7. Die Ge sundh-eLts Verhältnisse waren im abgelaufenen Schuljahre ebenfalls nicht gänzlich befriedigend und Hessen, so wie überhaupt in der Hauptstadt überall, auch bei uns so manches zu wünschen übrig ; denn obgleich — abgesehen von den zu Beginn des Schuljahres grassierenden Epidemien — keine unsrer Klassen contagiöser Kinderkrankheiten wegen gesperrt werden musste, war die Zahl der durch Krankheit verursachten Versäumnisse doch eine ziemlich grosse. — Von Seite des hauptstädt. Physikates erhielten wir in 52 Fällen die Aufforderung, die betreffenden Kinder oder deren Geschwister auf einige Wochen von der Schule fern zu halten; die Schulleitung selbst verbot auch mehreren Schülern, bei denen sich heuer insbesondere auffällig zahlreich die Symptome einer Art Krampfhustens zeigten, zeitweilig den Schulbesuch, und müssen wir in dieser Beziehung die geehrten Eltern sehr ersuchen, für die Zukunft ihr Kind, das sich umwohl fühlt, lieber einige Tage zu Hause zu behalten, als dass durch die Sorglosigkeit Einzelner ganze Klassen infisciert werden. Hier können wir es auch nicht unterlassen,