Evangélikus Elemi Iskola, Budapest, 1886
sich gegenseitig zu Geburts- und Namenstagen mit geringen Geschenken erfreuen, und vor allem anderen: „Man halte einem Kinde nie die Vorzüge eines andern vor.“ Darf man also nie ein Kind dem andern als Muster vorführen und soll man ganz auf dieses Mittel zur Aneiferung verzichten? Ja wohl ; nur gebrauche kein so nahe stehendes, lebendiges Musterbild. Man kann aneifern, indem man zeigt, wie das Kind sein, was es thun soll, wie es sich betrage; aber man stellt keine Vergleichung zwischen ihm und seinen Geschwistern an, indem es leicht möglich, ja wahrscheinlich ist, dass gerade die schwächeren eben die geistig oder körperlich Zurückgebliebenen sind, und Fähigkeiten, Auffassungsgabe, Kraft, Gesundheit nicht Dinge sind, die sich das Kiud nach Belieben selbst geben kann; weshalb eben solche Kinder unserer hingebenden Treue im verdoppeltem Masse bedürfen. Sobald wir aber daun wahrnehmen, dass sich in dem Kinde die Neigung zum Neide bereits entwickelt hat, so arbeitet man ihm mit aller Entschiedenheit entgegen. Sollte ich es entdecken, dass z. B. mein Sándor seines Freundes Andor Käfersammlung mit neidischen Blicken betrachtet, so würde ich ihn mit mir hinaus ins Freie nehmen, würde dort mit ihm Prachtexemplare zu sammeln trachten und ihn aneifern, dass er dieselben Andor spende, bemerkend, dass er ihm damit eine rechte Freude machen würde. So würde ich in ihm zugleich das Wohlwollen, die Dienstfertigket erwecken und ihm Gelegenheit verschaffen, sich mit dem Anderen über dessen Besitz, sein Glück zu freuen. Wenn er aber von Tag zu Tag nur das zu hören bekäme, was ein Anderer besitzt, u. was für Freuden sich dieser verschaffen kann, weil er eben Geld hat, dann ist es natürlich, das Neid entsteht. Noch müssen wir Einiges auch über das u u g e z i e m ende Betragen des Kindes anführen. Oft hört mau sagen: „Sind das doch ungezogene Kinder! Unter diesem Ausruf versteht man tlieils solche Kinder, welche bei Ausserachtlassung jedweden Anstandes und guter Sitte thun und lassen können, was ihnen eben beliebt und insbesondere Erwachsenen und ehrwürdigen Personen gegenüber vorlaut, keck oder wohl gar umverschämt sind ; — tlieils aber solche, die nicht den gehörigen Schliff haben und sich nicht immer genau nach den Regeln des Anstandes benehmen. Das Letztere halte ich nun gerade für keinen gar zu grossen Fehler und ein Junge, der mir mit einem herzhaften „Guten Tag“ die Hand reicht, ist mir bei weitem lieber, als der Knirps, der sich durch seine eindressirten Complimente bemerkbar zu machen trachtet. Derartige äusserliche conventioneile Höflichkeitsformen sind nichts als einstudierte Komödie u. Heuchelei, und meistens trifft es zu, dass je schöner die äussere Form zu seiu scheint, desto rauher und verdorbener das Innere solcher correcten Kinder ist. Nicht das ist die Hauptsache, was ein Kind thut oder nicht thut, sondern das, warum es sich so und nicht anders beträgt. Wünscht nun aber eine Marná aus ihrem Töehterchen eben eine Salonpuppe zu erziehen, so