Evangélikus Elemi Iskola, Budapest, 1886

— 12 ärgerst mich in einem fort; der Klügere muss nachgeben; schau, das du mir aus den Augen kommst!“ ................ K urz gesagt: diese Mutter konnte ihrem verzärtelten Gold- söhnchen nicht befehlen, und damit sie Ruhe habe, wollte sie, dass das ganze Haus nach Hänschens Pfeifen tanze. — 1st das Ver­nünftig gehandelt? Was.sollte daraus werden, wenn solche Grund­sätze allgemeine Geltung erlangten ? Dann würde die Unvemuft die Welt regieren.“ Deshalb darf man nie von älteren Geschwistern verlangen, dass sie sich von jüngeren tyranisiren lassen sollen und umgekehrt auch nicht. Wenn wir in den Kinderseelen in jeder Hinsicht den Sinn für Gerechtigkeit pflegen, erziehen wir sie zugleich zur Ge­schwisterliebe. Dass sich Geschwister lieben, scheint so natürlich zu sein, und doch sieht man in vielen Familien die Kinder stets untereinan­der streiten; eins neckt, verspottet, schlägt das andere. Diese Unver­träglichkeit verursacht den armen Müttern viel Plage; und doch sind meistens sie selbst diejenigen, die den Fehler gross­gezogen haben. Es gibt viele Dinge, die eine Kleinigkeit zu sein scheinen; doch eben die Vernachlässigung solcher Kleinigkeiten sind die Folgen davon, dass unter den Kindern kein Friede, keine Ei­nigkeit herrscht. Die meisten Streite beziehen sich auf das „Mein“ und „Dein.“ „Das ist meine Feder“ — „Nein, sie ist die mehlige!“ „Mama, Terka hat mein Messer genommen.“ „Lege mein Messer* nieder, es gehört nicht dir.“ Und so geht es dpn ganzen lieben Tag, bis die selbstsüchtige Verteidigung der eigenen Sachen in fahlen Neid, ja in Schlägerei ausartet. Es ist wohl möglich, dass das Kind die Selbstsucht schon mit sich zur Welt bringt; doch ist es auch wahr, dass wir zur Stei­gerung derselben schon in erstem Jahre desselben kräftig mitwir- ken. „Kleines Bäbi, esse deine Suppe auf, sonst gebe ich sie gleich dem Kálmán.“ — „Das sind nur deine Soldaten, diese darf nie­mand anrühren.“ — „Miczerl hat kein so schönes Kleid, wie du.“ — „Schau’ nur den Imre an, ist das ein braver Bube; schau’ nur, wie der schön schreibt; dir fällt das Lernen gar nicht ein ; komm’ ’mal her Imre, du bekommst ’was.“ — „Du kannst dir ein Beispiel neh­men an deiner Schwester; schau’ nur, wie schön ordentlich sie ihre Bücher hält; es ist eine wahre Freude, ihren Kasten anzusehen; warum bist du nicht so gut wie sie.“ Durch solche nnd ähnliche Dinge wird der Keim des Neides in das Kindesherz gepflanzt; wo hingegen man eben diesen Keim zu ersticken oder gründlich auszuroden bestrebt sein sollte, wie man das Unkraut aus dem Blumenbeete ausrodet, bevor es noch kräftige Wurzeln zu schlagen und dadurch das Wachsthum der edlen Pflanze zu verhindern ver­mag. — Die Geschwister mögen um das kleine Bäbi umherstehen, wenn es isst; es möge ihnen auch hin und wieder einen Löffel voll von der süssen Speise reichen; es theile die erhaltenen Geschenke mit den Geschwistern; veranstalte es so, dass die Kinder zusam­men spielen, mit einander das neue Bilderbuch ansehauen, dass sie

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