Evangélikus Elemi Iskola, Budapest, 1886
zum Ambosse tier. So lange das Kind seine Ueberzengung vernünftig vertlieidigt, sclmeide ihm nicht das Wort ab; freue dich vielmehr, wenn es seine Zweifel und Bedenken äussert und für seine Meinung und Ansicht einsteht. Irrt es, so belehre es über seinen Irtlium; aber den Befehl, den du gegeben, muss es jedenfalls vollziehen. Es kann und darf die Ansicht haben, dass man es anders liätte besser machen können; du aber sagst zu ihm : „Wir sind eben verschiedener Meinung; das timt- nichts; jetzt aber musst du thun, wie ich dir gesagt habe; wenn du erwachsen bist,magst du nach deiner Ueberzengung handeln.“ Ein derartiges Begründen auf die eigene Ueberzengung nimmt jedem störrigen Eigensinne den Boden weg. Befiehl nur nicht, was nicht eben befohlen werden m u s s und besonders hüte dich, es durch stetes Befragen seiner Wünsche ungenügsam, wählerisch, begehrlich zu machen. Von Zeit zu Zeit kannst du es wohl fragen, was es sich zu diesem oder jenem Feste wünsche, ob der zu kaufende Stoff ihm grau oder blau besser gefalle . . . das muss aber Ausnahme sein und bleiben, sonst macht das Kind eine Pflicht daraus und setzt Tr o.tz entgegen, wenn man ihm den Willen n i c h t thut. Handelt ein Kind aber unprovocirt so, dass es andere ärgert; pfeift der Junge stundenlang, weil er weis, das dies der Tante Kopfschmerzen macht, so ist das B o s h e i t. So etwas wird kurz verboten und gegen das Verbot ist keine Opposition zulässig. Die Unterdrückung der Bosheit gehört aber in ein anderes Kapitel, als die Pflege des Sinnes für Gerechtigkeit. Das Rechtlichkeitsgefühl wird jedoch leider oft eben deshalb in der Jugend unterdrükt und ertödtet, weil es die Eltern gewöhnlich für Bosheit halten, wenn das Kind seine Ueberzeugung vertheidigt. Albeit sitzt am Tische und schreibt. Der kleine Hans aber möchte gerne Söhlitten gefahren sein und die Mutter vertröstet ihn, bis Albert mit seiner Arbeit fertig ist. Allein Hans ist ungeduldig, fragt zehnmal: „Bist du denn noch nicht fertig?“ und stört den Bruder dadurch jeden Augenblick. Dieser bittet ihn, dass er ihn in Ruhe lasse. „Wenn ich zu Ende bin, dann fahre ich dich.“ Damit ist dem Hans nicht gedient; er will den Bruder zwingen; fängt an zu schreien; stösst an den Tisch, trägt das Tintenfass weg. Jetzt springt ihm Albert nach, will es ihm entreissen, es fällt auf den Boden und— der theure Teppich ist ruinirt. „Nun sieh’, was du gemacht hast, Albert!“ ruft die Mutter entsetzt dazwischen.“ Das ist nicht meine Schuld; wenn mir Hans das Tintenfass nimmt, kann ich nicht schreiben.“ „Du bist aber doch ein grosser Junge und Hans ist ein kleines, unvernünftiges Kind; was zankst dn dich mit ihm?“ „Ich muss doch meine Aufgabe vollenden!“ „Schweige nur stille! Wenn du ein guter Bruder wärest, hättest du Hänschen recht gut ein Werteistündchen lang fahren und dann wieder weiter schreiben.“ können „Aber Mutter, du sagtest ja selbst schon so oft: Erst die Arbeit dann das Spiel.“ „Ei, sprich nicht zurück; du