Evangélikus Elemi Iskola, Budapest, 1880

21 wären! Wer wollte leugnen, dass namentlich in grösseren Städ­ten und Fabrikorten nicht ein Bedürfhiss für derartige Anstal­ten vorläge? Es kann bei dieser Gelegenheit nicht meine Auf­gabe sein, diese Anstalten mit Allem, was drum und dran hängt, näher zu kennzeichnen. So viel steht übrigens fest, dass dort, wo die Eltern in der glücklichen Lage sind, ihren Kindern in den von der Natur dazu angewiesenen Bäumen der Kinderstube und des Hauses selbst die erwünschte Förderung in ihrer leibli­chen wie geistigen Entwicklung zu geben, da sollen sie, nament­lich die Mutter, die Erziehung an Niemand abtreten, und die Kinderstube soll die Haupterziehungsstätte sein und bleiben; — wo aber den Eltern die Kraft, — sei es die physische oder die moralische — abgeht, die Entwickelung ihrer Kinder in dieser Periode zu leiten und zu übernehmen, da muss auf andere Weise geholfen werden, da müssen andere Erzieher und andere Erziehungsorte aufgesucht werden. Selbst Fröbel erkannte den hohen Werth, die Unentbehrlichkeit der häuslichen Erziehung voll­kommen ; aber er hielt sie trotzdem für einseitig, also ungenügend und irreführend (?) ohne Mitwirkung der öffentlichen, nationalen Er­ziehung. Die Spiele, Leistungen von Kinderschulen überhaupt wer­den alle frei, nicht nach Takt und Kommando ausgeführt; die richtige Leitung und Führung in dieser Freiheit ist es aber, welcher von Seiten der Anstaltsinhaber oder — Leiter nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt werden kann; denn welcher Leh rer der I. Klasse dürfte noch nicht die Erfahrung gemacht haben, dass er gerade mit Kindern, welche die Spielschule be­suchten, in disciplinarer Hinsicht am meisten zu schaffen hatte! Wir stimmen daher jenem Manne ohne Vorbehalt bei, wel­cher verlangt, dass die Oberaufsicht über den Kinderg a r t e n ein gebildeter Pädagoge führen sollte, wäh­rend die eigentliche Leitung am besten in die Hände von Frauen gelegt wird. Der Kindergarten muss sich seiner hohen Aufgabe ebenso bewusst sein, wie eine gute Familie, eine gute Schule; daun wird es von segensreicher Wirkung für Kinder und Schule sein. Zum Schlüsse haben wir nur den einen Wunsch : möge das in diesen Zeilen gebotene von Seite der Eltern gütig aufge- nommeu und beherzigt werden ; die Andeutungen werden nicht nur Ihren Kindern zum Vortheile und Segen gereichen. Sie wer­den auch der Schule damit einen grossen Dienst erweisen. Be­denken wir doch, dass bei dem schweren Werke der Erziehung hamilie und Schule Hand in Hand gehen müssen, dass ein Je­der von uns berufen ist, an dem grossen Bau, an welchem ja die Menschheit sich selbst auferbauen soll, nach seinen Kräften beizutragen hat; beherzigen wir das schöne Wort des Dichters, wenn er sagt : O „Eins muss in das Andere greifen, Eins aufs Andere blüh’n und reifen.“ Samuel Kurz.

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