Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1873
17 Diese in der Regel aus Süpfle gewählte Aufgabe hatten die Schüler in ein für das ganze Semester ausreichendes Heft deutlich nnd sauber einzutragen, am Rande mußte der Tag der Aufgabe und der Einlieferung angegeben und jedesmal das Concept beigelegt werden, um dadurch ein sofortiges, leichtfertiges Einschreiben der Arbeit zu verhüten. Am Tage der Einlieferung sah ich jedes Heft durch und stellte sich irgendwo ein Mangel heraus, daß etwa Datum oder Concept fehlte, daß die Schrift flüchtig und unleserlich war, daß Cor- recturen sich fanden, so mußten bis zum nächsten Tage die Mängel behoben, beziehungsweise die Arbeit noch einmal geschrieben werden. Bei hartnäckiger Schleuderyaftigkeit nnd Unsauberkeit wurde eine Strafe verhängt. Die schriftlichen Arbeiten dieser Classe sind nun wohl vorwiegend auf das grammatisch-syntaktische Ziel berechnet, aber das hindert nicht, daß auch hier schon die lexikalische und stilistische Seite ins Auge gefaßt werde. Auch hier muß der Lehrer die Schüler an die im Lateinischen übliche Wortfolge und an die richtige Wahl des Ausdruckes zu gewöhnen suchen. Genau wird schon der Quartaner unterscheiden müssen hostis und inimicus, labor und opus, Casus und forluna, terra und ager,'via nnd iler, levis und facilis, obsidere und oppugnare, pacare und placare u s. w. Eigentliche Synonyma gehören zwar erst in die obern Elasten und auch da wohl nur in der durch den Zweck des Schulunterrichtes wie durch den Mangel an Zeit gebotenen Beschränkung, gleichwohl muß auch hier schon einzelnes genommen werden. Werden doch bei der Lektüre Casars Synonyma wie respulbica und ci- vitas — urbs und oppidum, — exercitus, agmen, acies — insigne, signum, vexillum — arma und tela, impedimenta und sarcinae, exploratores und speculatores ohne Zweifel zur Sprache kommen. Zudem handelt es sich dabei vorläufig weniger um eine erschöpfende Erklärung, als meistens nur um praktische Winke. Um die Orientirnng des Schülers in der vom Lehrer zu Hause korrigirten Arbeit zu erleichtern, sind feststehende, den Schülern verständliche und vorher mitgetheilte Correkturzeichen nothwendig. Ein einfaches Unterstreichen des Fehlers genügt nicht. Ich habe es immer so gehalten, daß ich das fehlerhafte Wort einmal unterstrich, doppelt wenn es einen groben Fehler enthielt, damit sich der Schüler der verschiedenen Beschaffenheit der Fehler bewußt werde. Darunter setzte ich nun, wenn der Ausdruck falsch war, ein a, wenn der Modus falsch war, ein m, das Tempus ein t, der Casus ein c, das Genus ein g, u. s. w. Fehler gegen die Konstruktion und die Stellung wurden kurz am Rande bemerkt und bei der Rückgabe mündlich näher besprochen. Neben der Klassifikations-Note, welche die Arbeit erhält, ist es oft nothwendig sonst noch kurze Bemerkungen hinzuzufügcn, die den Schüler beispielsweise auf sorgfältige Benützung des Lexikons, auf fleißiges Nachschlagen seiner Grammatik, gleichsam als seines Gesetzbuches, auf Vermeidung leichtsinniger Fehler, auf strenge Aufmerksamkeit bei dem Abschreibeu aus dem Concept, auf selbstständiges Arbeiten u. s. w. Hinweisen sollen.