Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1872
33 Halterschaft von Kroatien und Dalmatien abnahm und damit seinen aus Galizien vertriebenen Liebling Koloman belohnte, wodurch neuer Streit entstand, bis Bela zur Entschädigung die Verwaltung Siebenbürgens erhielt. Koloman mußte später den Besitz der Statthalterschaft gegen seinen, von einigen unzufriedenen Adligen aufgereizten jüngern Bruder Andreas vertheidigen, der dann vom Vater mit der Verwaltung Syrmiens beruhigt wurde. So suchte der Adel durch Erregung von Streitigkeiten im Schooße der königlichen Familie den Herrscher fortwährend zu beschäftigen, um ruhig int Besitze der königlichen Schenkungen zu bleiben. Die vielen äußern Fehden, in die der König durch die Umtriebe des Adels und der Prälaten, so wie durch das Bestreben, seinen Söhnen unabhängige Fürstenthümer zu erwerben, verwickelt wurde, legten dem Reiche drückende Besteuerung aus und hemmten die Wohlfahrt desselben. Außer dem theuern, aber vergeblichen Kreuzzug unternahm der König während der Jahre 1211 bis 1227 fünf Feldzüge nach Galizien, um seinen Sohn Koloman in dieß Fürstenthum einzusetzen. Doch hatten dieselben keinen bleibenden Erfolg und der letzte Feldzug, den er zur Wiedereinsetzung des vertriebenen Sohnes unternahm, mißglückte gänzlich. Auch mit Oesterreich gerieth der König in Krieg, als viele um ihre Besitzungen besorgte Große dem Herzog Friedrich, dem Streitbaren, die ungarische Königswürde angetragen hatten. Zwar wurde der von Andreas glücklich geführte Krieg bald (1234) beendigt, brach aber im folgenden Jahre wieder aus. Groß waren die Opfer an Geld und Leute, welche diese auswärtigen Kriege dem Reiche auferlegten. Das Streben des Königs durch die Verhcirathung seiner Söhne und Töchter an mächtige.Fürstenhäuser seiner Familie Macht und dem Reiche eine Erweiterung seiner Grenzen zn verschaffen, blieb ohne Erfolg und wurde sogar die Quelle mancher Zwistigkeiten in der königlichen Familie. Selbst die eigene Vermählung mit seiner dritten Gemahlin, Beatrix von Este, erregte das Mißvergnügen seiner Söhne itrtb vergrößerte die Spannung des königlichen HauseS in bedeutendem Grade. Ebenso entstand durch die Heirath seines Sohnes Bela mit der Tochter des Kaisers von Nicaea mancher Familienstreit. Durch die Vermählung seines zweiten Sohnes Koloman mit der Tochter des Polenherzogs wollte er denselben in der Herrschaft von Galizien befestigen, was ihm aber nicht gelang. Seinem jüngsten Sohne Andreas eröffnete er durch die Verbindung mit der Tochter des Königs von Armenien die Aussicht auf die Nachfolge in diesem Reiche, die aber nicht verwirklicht wurde. Eine seiner Töchter wurde die Gemahlin des Fürsten von Bulgarien, eine andere, Elisabeth, die Gattin des Landgrafen Ludwig von Thüringen. Die Vermählung seiner Tochter Jo- lanthe mit dem König von Aragonien war die letzte Regierungshandlung des Königs, dessen Schmerz über die unglücklichen Ehebündnisse seiner Kinder kurz vor seinem Tode durch die Freude gelindert wurde, seine verstorbene Tochter