Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1872
31 in äußeren Fehden und innern Zwistigkeiten er noch dazu durch Vergeudung königlicher Güter und Einkünfte erkaufen mußte, und an denen er nicht einmal die grausame Ermordung seiner Gemahlin in genügendem Maße zn bestrafen wagte. Bald nach seiner Thronbesteigung erregte Andreas den Unwillen der geistlichen und weltlichen Großen durch übertriebene Begünstigungen der Brüder seiner Gattin Gertrud, einer geborenen Herzogin von Meran. Dem einen Bruder derselben, Verthold, verlieh er das Erzbisthum Kalocsa, und als der Papst sich weigerte, den jungen und unerfahrenen Mann in seiner Würde zu bestättigen, ernannte er ihn zum Ban (Statthalter) von Dalmatien und Kroatien. Dadurch machte er aber den bisherigen Besitzer dieser Stelle, Benedict, einen einflußreichen Mann, sich zum gefährlichen Feinde. Um sich zu rächen, stiftete dieser mit einigen gleichgesinnten Adligen eine Verschwörung, deren Plan es war, einen in Konstantiuopel lebenden Neffen des Königs auf den Thron zu heben. Zwar wurde durch Gefangennahme der von den Verschworenen nach Constantinopel abgesandten Unterhändler die Ausführung des Vorhabens vereitelt, aber die Macht der Verschworenen schreckte den König vor einer nachdrücklichen Bestrafung derselben ab und dieß gab ihnen Muth, auf neue Anschläge zum Verderben der königlichen Familie zu sinnen. Bald darauf erregte Berthold, der inzwischen vom Papste als Erzbischof bestätigt worden, aufs Neue die Unzufriedenheit des mächtigen Adels und der höhern Geistlichkeit durch Anmaßung von Vorrechten. Mit Mühe war es dem König gelungen, die dadurch mit dem Erzbischof von Gran entstandenen Streitigkeiten zu schlichten, als er durch den Einfluß seiner Gemahlin bestimmt, dem andern Bruder derselben, Ekberth, bedeutenden Einfluß am Hofe und ansehnliche Einkünfte verlieh und seinen Schwager Berthold sogar zum Woiwoden von Siebenbürgen ernannte. Dadurch erreichte aber der Haß des Adels gegen die Königin, die eigentliche Urheberin dieser königlichen Geschenke und Gunstbezeugungen, eine solche Höhe, daß derselbe während der Abwesenheit des Königs in Galizien zum schrecklichen Ausbruche kam. Der König hatte die Reichsverwaltung der Königin * und ihrem Bruder Berthold übertragen. Der Erzbischof von Gran und der zum Palatin ernannte Benedict fanden sich dadurch als höchste Würdenträger des Reiches aufs Tiefste beleidigt und beschlossen, an der Königin und ihren Brüdern blutige Rache zu nehmen. Als die Letztern den Mißhandlungen der Mißvergnügten entflohen waren, wandte sich ihre Wuth gegen die Königin, die im Verdachte war, zu einer entehrenden Handlung ihres Bruders gegen die schöne Gemahlin Benedict's ihre Hilfe dargeboten zu haben. Von dem Obergespann Peter begleitet, drang Benedict bewaffnet in das Gemach der Königin, welche die beiden Prinzen Bela und Koloman auf dem Schooße hielt. Mit den Worten: „meinen Erbherrn thue ich nichts zu Leive," entriß er die Knaben der zitternden Mutter, die gleich darauf unter tödtlichen Streichen ihr Leben aushauchte. Darauf wurde der königliche Palast geplündert und sogar daS