Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1870

11 es der Bewunderung würdig, daß dem „großen Eroberer" die Stille eines Landgutes nicht zu enge war. Den 31. August wanderte er wieder zu Fuß nach Bamberg und Erlangen, den 1. September traf er in Nürnberg ein, wo er zu seiner Freude an den Fenstern eines Gasthofes die 9idmen einiger durch­reisender Siebenbürger fand, unter andern die Namen Felmer, Wagner, Bruckner. Daß er es nicht unterließ seine Landsleute aufzusuchen, versieht sich von sich selbst. Am 2. September stieg er in Regensburg zu Schiffe und trat die Donaureise an, auf welche er sich so sehr gefreut. Die Gesellschaft, welche er auf dem Schiffe traf, zog ihn keineswegs an, weshalb er auch wenig mit ihr verkehrte, dafür fand aber sein für Naturschönheiten empfänglicher Sinn die vollste Befriedigung. Der breite Strom mit seinen sonnenglühenden Fluthen, die in dem verschiedenartigsten Grün prangenden Berge, die grauen Felsen mit ihren hoch in die Luft ragenden kahlen Häuptern, oft mit malerischen Burg­ruinen und Klöstern geziert, das Meer von Licht und Glanz, das über der ganzen Landschaft ausgebreitet lag und ihr eine zauberische Beleuchtung gab, dies Alles machte sein Herz vor Wonne erbeben und ließ ihn die Langweile der äußerst langsam vor sich gehenden Fahrt nicht empfinden. Am 7. Sep­tember fuhr er unterhalb des Städtchens Grein über den damals noch ge­fürchteten, jetzt aber durch Sprengung der das Strombett durchsetzenden Felsen ganz gefahrlosen Strudel. Für ihn war der ungewohnte Anblick von erhabener Majestät. Er schrieb: Schauerlich senket sich zwischen die Felsen hinunter der Jster Bahnt sich gewaltsam den Weg zackige Felsen hindurch. Mächtig bewegt das Gcmüth sich, cS regt sich unendliche Sehnsucht Nach dem ätherischen Blau, welches befreundeter winkt Dort in der Ferne! das menschliche Leben bildet sich hier ab. Herzhaft besiege die Welt, Ruhe entblühet dem Streit. Am 9. September stieg er in Wien an's Land, wo ihn einige Lands­leute erwarteten und in deren Gesellschaft er manche fröhliche Stunde verlebte. Nach vollen zwei Jahren trank er zum erstenmale wieder ein Glas Wein. Sein Aufenthalt in Wien zog sich wider seinen Willen sehr in die Länge, weil ihm das Geld ausgegangen war und der Wechsel, den er erwartete, nicht eintreffeti wollte. Und so mußte er sich endlich entschließen 66 Rfl. zu borgen, die einzigen Schulden, welche er während seiner Universitätszeit gemacht hat. Am 17. September fuhr er von Wien ab, war den 20. September in Pest, wo er sogleich die gewünschte Gelegenheit zur Weiterreise fand. Ein walachischer Fuhrmann aus Hermannstadt nahm ihn für 20 fl. aus. Während der neun­tägigen Reise beschäftigte er sich viel mit wissenschaftlichen Fragen und nahm sich vor als erste Arbeit nach seiner Heimkehr das Thema: „Ueber die Grund- verhältnisse der Flüssigkeiten zu einander" zu behandeln. Am 1. October blinkten jfyttt endlich die bekannten Thürme von Hermannstadt entgegen. Hier

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