Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1866

4 ín ben ungarischen Comitaten, wo die Sachsen als Untertanen des Abels, vom nationalen Leben ber Nösner getrennt, unterlagen. Die Nösner Colomé hingegen hat auf freiem Grunb und Bobén — gegen rohe Gewalt oft von weisen Königen geschützt — Sitte, Gebrauch unb Sprache gewahrt unb erhalten, unb steht in unfern Tagen ba, als eine kleine, von fremben Völkern um* fluthete Insel, welche trotz ver Stürme älterer unb neuerer Zeit ihr, vom Mutterlanbe, Deutschlaub, aufgebrücktes Mal unveränbert erhalten hat unb noch erhält, ber bie beutsche Überlieferung heilig ist. Obwohl ber Nösner im Verkehr mit anbern Nationen sich meist ber romänischen Sprache bebient unb biefe auch von ben Meisten verstauben unb gesprochen wirb, so haben sich hoch verhältnißmäßig nur wenige romänische unb noch weniger ungarische Wörter in's Sächsische einschleichen können. Diese Erscheinung ist jebenfalls eine seltene unb bürste sich wohl am besten burch bie nationale Reinheit ber Gemeinben erklären lassen. Diese nationale Reinheit ist eifrig gewahrt worben unb bauert bas eifersüchtige Wachen barüber auch heute noch fort. Zwar finbet mau in jebem Dorfe romänische Hirten, aber Haus unb Grunb in einem sächsischen Dorfe anzukaufen ist Romänen äußerst schwer. Das 700jährige Beisammenwohnen im Laube, sollte man benken, brächte hoch vielfache Berührungen unb Vermischungen auch burch Heirathen hervor; allein auch bieses ist bei ben Sachsen anbers. Nicht nur unter ben Lanbleuten, auch in ber Stabt, unter ben Gewerbetreibenben unb ber gebil- beteren Klasse, gehört bie eheliche Verbinbung zwischen Sachsen einerseits unb Ungarn ober Romänen anbererseits zu ben Seltenheiten. In ber nationalen Reinheit ber Ehe, ber Familie, liegt auch ber Hauptgrunb für bie Reinheit ber sächsischen Volkssprache. Der Gebrauch ber Volkssprache war früher allgemeiner. In ben Schulen würbe bas ^-6-0-buch in's sächsische -übertragen, ber Katechismus uttb bas Gesangbuch — bie einzigen Hanbbücher — sächsisch gelesen, bie Gebete unb bie Prebigten, auch bie Biebel, sächsisch vorgetragen. Seit bem Jahre 1848 hat sich in bieser Beziehung Vieles geänbert. Zwar las. betete unb prebigte man in ben meisten Gemeinben schon früher auch hochbeutsch; seit bem erwähnten Jahre aber ist bie hochbeutsche Sprache in Kirche unb Schule im Besitze ber Herrschaft unb will sich bieselbe in vereinzelten Fällen auch sogar in bie Familie einbrängen. Da burch ben ausschließlichen Gebrauch béé Hochbeutschen in Kirche unb Schule bie Munbart überhaupt eingeschränkt wirb; ba hauptsächlich bie besonberen Dorfmunbarten sich abschleifen, verlieren unb immer mehr ber Stabtmunbart nähern; ba bie alten Bezeichnungen unb -Eigenthümlichkeiten mit ber Zeit nnwiberbringlich verloren gehen: so ist es wohl Zeit noch zu retten unb bem treuen Papiere anzuvertrauen, was noch gerettet werben kann. Daß es schon jetzt hoch an ber Zeit sei, bie verschiebenen Dorfmunbarten

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