Evangelischen gymnasiums, Bistritz, 1863

19 Unbeweint, Ohne Freund, Tönt mir keine Todtenklage! Als darauf Kreon sie abzuführen gebietet, nimmt sie traurig zwar, aber ernst ge­faßt auf ihren Tod und dem Könige fluchend Abschied von der Welt. Daran schließt sich folgende- Gespräch im Anapästensystem an (B. 929—943): Chor. Ihr Jnn'res durchtoben mit gleicher Kraft Noch immer die Stürme der Leidenschaft. Kreon. Drum büßen wir gleich ihre Führer dort Ihr zögerndes Kommen an diesem Ort. Antigone. O wehe! Ganz nahe schon droht Solch Wort mir den Tod! Chor. Erwarte nicht weiter ein Trostwort zu hören! Wer könnte der Sache Erfüllung verwehren? Antigone. O Vaterstadt Theben auf heimischem Grunde! Ihr uralten Götter! Jetzt schlaget die Stunde, Die mit eiliger Schnelle Mich entraffet der Stelle! Ihr Männer von Theben, Ihr sehet nun eben Den letzten Abkömmling aus dem Herrscherhaus! Ja seht und sagt mir, wie sch ich jetzt nur aus? Was schuld ich, was duldich? und auf wessen Geheiß? Die ich nur gerungen um der Frömmigkeit Preis? Bei ihrem Scheiden ruft ihr der Chor in seinem vierten Standlied (944— 987) noch folgende Strophen nach, worin er an drei Beispielen au- der Heroenzeit un­ter Festhaltung de- Grundgedanken-, „daß der Macht de- VerhängniffeS Alle- sich beu­gen müsse," nachweist, wie ein ähnliche- Loos — lebendig in ein FelS- oder Grabgewölbe eingesperrt ju werden— auch Andere schon, ob schuldig oder unschuldig, getroffen habe. 2*

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