Evangelischen gymnasiums, Bistritz, 1863

16 Des Lebens letzte Bahn Betret ich, und dann niemals wieder Schau ich der Sonne Hellen Strahl. Denn Hades der allen zum Bette Bereitet die Stätte, Entführt mich lebend ohne Gnade Hinweg zu Acherons Gestade. Vergebens hoffte ich auf Hochzeitssreuden, Vergebens mich am Brautgesang zu weiden: Am Acheron*) feir ich mein Hochzeitsmahl. Chor. Dann wirst du gekrönt doch mit Ruhm und mit Ehren Zum finsteren Reiche der Todten entrückt! Denn weder des Siegthums langwieriges Zehren, Noch schneidende Schwerter int Kampfe gezückt, Nein! eigner Wille treibt lebend zum Hades dich nieder. Und wahrlich! so findet kein sterbliches Wesen sich wieder. Antigone Erste Gegenstrophe. Doch aus des Sipylus Erhabnem Gipfel war verschmachtet Des Phryg'schen Tantalus Unsel'ge Tochter, fremd geachtet Bei uns — so hatte ich gehört. Vom.Fels wie vom Epheu umschlungen, Einwachsend bezwungen, Sei sie in Schmerz und Gram zerflossen, Von Schnee und Regen übergossen; Die Sage sieht am Rücken niederthauen?) Die ew'gen Zähren von den nassen Brauen. Ein gleiches Grabbett ist auch mir bescheert. 1) Acheron, Fluh in der Unterwelt. 2) Die Sage ist kurz diese, LantaloS, ein Sohn des ZeuS und König in Phrygien, hatte seine Tochter Niobe an den Thebanischen König Amphion verheirathet. Niobe ward Mutter einer blühenden Kinderschaar. Als sie fich nun drffen gegen Latona, die göttli­che Mutter des Apollo und der Artemis rühmte, wurden ihr sämmtliche Söhne und Töchter von dieser getödtet, sie. selbst in den Felsenberg Sipylos, der h. z. T. noch die Gestalt eines traurenden Weibes hat verwandelt.—

Next

/
Oldalképek
Tartalom