Evangelischen gymnasiums, Bistritz, 1862

lem der Born sein, aus dem sich der Quell reinen, ungetrübten Glau­bens durch fromme, glaubensfeste Seelenhirten in alle Gemüther ergieße. Seelsorger zu bilden, und zwar so weit zu bilden, daß sie selbst ohne Be­such höherer Anstalten zu ihrem künftigen Berufe tauglich seien, war hauptsächlich der Zweck unserer sächsischen Gymnasien, der ihnen in den ersten Zeiten nach der Reformation bei der Entfernung höherer Anstalten und der durch die bewegten Zeiten oft unterbrochenen Verbindung mit dem deutschen Mutterlande gleichsam aufgedrungen wurde" *). Daß bei der so hohen Bedeutung der sächsischen Stadtschulen (Gymnasien) die Lehrgegenstände, welche gelehrt werden, eine ganz besonders wichtige Be­deutung haben, liegt auf der Hand. Denn sie sollen ja im Falle der Noth selbst dem Bedürfnisse nach höheren Lehranstalten abhelfen. Und es ist ein großer Beweis des tiefen Bewußtseins von der bedeutenden Aufgabe, daß diese Schulen ganz so eingerichtet werden, wie Melanchthon die Ein­richtung der deutschen Stadtschulen in seinem Visitationsbüchlein formirt. Es ist dieses Werkchen Melanchthons bekanntlich hervorgegangen aus der Schulvisitarion, welche er im Jahre 1527 in den sächsischen Landen hielt. Er hat darin die Ansichten Luthers über die Einrichtung der Schulen nie­dergelegt**). Seine in diesem Schriftchen ausgesprochenen Grundsätze finden wir in den Schuleinrichtungen der sächsischen Schulen wieder. Ucberall sind jene drei Haufen, von welchen Melanchthon spricht, vertreten durch die Schüler der niedern (Grammatikai?) Klasse und die höheren der Ado— lescentes und Togatif). In Bistritz können wir die Durchführung der Ansichten Melanchthons genau verfolgen an dem von Wittstock mitge- theilten Series Lectionum ff). Hier wie dort nehmen die sprachlichen Stu­dien, worauf die Reformatoren überhaupt großes Gewicht legen, wie wir oben gesehen, den Haupttheil der Schulzeit in Anspruch, nur mit dem Unterschiede, daß Melanchthon den Anfängern den Donat und Cato in die Hand gibt, in jenem erwähnten Series Lectionum aber, außer der Gram­matik, der Cornelius Nepos int ausgedehntesten Gebrauche ist. Daß aber der Gebrauch des Cato auch gewünscht wird oder auch nur einiges dar­aus vorgetragen werden soll, beweist uns die Anmerkung, welche unter 25 *) Wittstock: Geschichte des Bistritzer Gymnasiums. Lchulprogramm für 1852, S. 3. **) Raumer, a. o. O. I., S 168; vgl. e. 192. t) In Kronstadt: Adolescentes und Studiosi. T. Duck: Geschichte des Kronstädter Gymnasiums, S. 32. ++) A. o. C: S. 32 und 32.

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