Evangelischen gymnasiums, Bistritz, 1861
8 sich dadurch in seiner Entwickelung selbstthätig weiter zu bringen? Ist die Schule aus diesem Standpunkte angekommen, daß sie das Wesen der Schüler soweit durchdrungen hat, daß derselbe einen inneren Drang nach Vervollkommnung durch selbstthätige Arbeit fühlt, dann hat sie einen wesentlichen Theil ihrer Aufgabe gelöst. Diese aber kann sie nicht anders erreichen, als wenn ihr eine Bibliothek zu Gebote steht, in der die Bücher vorhanden sind, die dem Schüler der 1 Classe gleichmäßig wie dem Schüler der 8. Classe eine reiche Quelle bieten, aus der er reichliche Belehrung schöpfen kann, mit einem Wort, eine Bibliothek, in der die Bücher vorhanden sind, die dem jeweiligen Bedürfniß des Schülers angemessen sind, aus denen er auch außerhalb der Schule Belehrung und Befriedigung seiner Wißbegierde findet. Diesen Theil der Erziehung richtig zu leiten, dürfte für die geistige Entwickelung der Jugend von kaum geringerer Bedeutung sein als die entsprechende leibliche Nahrung für das körperliche Gedeihen des menschlichen Organismus. Von diesem Standpunkte aus, und wir halten ihn bei der Beurtheilung des Institutes der Schüler-Bibliothek für den einzig richtigen, ist dieselbe ein wesentliches, nicht mehr zu umgehendes Mittel, die Zwecke der Schule zu erreichen. Wenn die Bistritzer Ghmnasial-Schüler-Bibliothek dieses Ziel mit allen andern Bibliotheken der ähnlichen Schwesteranstalten gemein hat, so ist ihr noch eine andere große Aufgabe gestellt, die aus den eigen* thümlichen Ortsverhältnissen resustirt. Die sächsischen Gymnasien in Siebenbürgen bilden im Allgemeinen, oder haben wenigstens die Aufgabe zu bilden, den Mittelpunkt des geistig wissenschaftlichen Lebens der Städte und Kreise, in welchen sie sich befinden, und es ist bloß als eine allgemeine Anerkennung dieses Satzes zu betrachten, daß der Beamte gleichmäßig wie der Pfarrer, wenn die eigene Privat-Bibliothek nicht ausreicht, seine Zuflucht zur Gymnasial-Bihliothek nimmt, die bereitwillig ihre Mittel als Zoll der Dankbarkeit für die von dort aus erfahrene Unterstützung zur Verfügung stellt. Aber auch hiemit ist der Umfang der Wirksamkeit unserer Bibliothek keineswegs erschöpft; in solchen kleinen Verhältnissen, wie sie nun eben bei uns sind, ist man sehr geneigt in jeder Nichtung die sich auf das „Lesen", auf „Bücher" bezieht, selbst rücksichtlich der Unterhaltungslectüre, die Schule als das Institut zu betrachten, dem es zufolge seines Berufes zustehe, dahin Einschlägiges in die Hand zu nehmen. Wo nun wie in Deutschland hunderte pon Männern