Evangelischen gymnasiums, Bistritz, 1861

9 in gegliederten Vereinen sich es zur gewissenhaften. Pflicht machen, für die Verbreitung guter Bücher thätig zu fein, und bei diesem eblen Stre­ben auf tausend Schwierigkeiten stoßen, die ihren Grund in manchen widrigen inneni und äußeren Verhältnissen haben, da mag das jedenfalls sonderbar erscheinen, aber man wird vielleicht dort um so leichter der An­sicht zugänglich sein, daß eine Schule, der der Zug der öffentlichen An­schauung in dieser Richtung auf halbem Weg entgegenkommt, die Gele­genheit ergreifen müßte um ihre Einwirkung in einen großem Kreis über­zutragen, insolange als nicht berechtigtere Kräfte ihr diesen Theil ihrer Wirksamkeit abnehmen. In dem Gesagten dürste die Begründung liegen, daß ein Bericht über unsere Ghmnasial-Bibliothek sich auch die Beant­wortung der Frage vergegenwärtigen müsse: Welche Aufgabe hat die Bibliothek in Betreff des Theiles unserer Bevölkerung, welcher geistige Nahrung be i ihr sucht? Wir glauben als unbestritten obenanftellen zu dürfen die Thatsache, daß heutigen Tags das Bedürfniß nach Leetüre in sehr weiten Kreisen geweckt, und es eben nur eine Folge davon sei, daß die literarischen Er­zeugnisse der unterhaltenden Art so ungemein zahlreich sind. Es gibt in der Thal wenig bürgerliche Häuser, in welchen nicht einzelne Glieder der Familie den Drantz haben, einige Stunden der Muße in Gesellschaft eines Buches zuzubringen; da nun die Mittel des Einzelnen es selten gestatten, daß man dem Lesebedürfniße aus den eigenen Büchern genü­gen könne, so ist das an und für sich nicht tadelnswerthe Geschäft ent­standen, dem Nachflagenden für eine unbedeutende Geldgabe Bücher zu borgen. Nun hat sich aber in die meisten Bibliotheken ein solcher Geist eingeschlichen, der, inwieweit er auf die Veredlung der Leser durch Bücher einwirken sollte, durchaus nicht als ein wohlthätiger bezeichnet werden kann. Die Leihbibliotheken (ehrende Ausnahmen von der Regel lassen wir gerne gelten) haben, das eine wenigstens ist gewiß, dem all­gemeinen Geschmacke nachgebeud, ihre Anschaffungen zum größten Theile aus jenen Fabriken bewerkstelliget, wo der Schriftsteller Handlanger des herrschenden Geschmackes des großen Haufens geworden ist, wo der Schriftsteller statt seiner hohen Aufgabe das Volk zu sich heraufzuziehen, 2

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