Kenyeres István (szerk.): Urbs. Magyar Várostörténeti Évkönyv XVI. - Urbs 16. (Budapest, 2022)

Resümee

Resümee 491 besaß man keinen Weinberg, war man kein richtiger Pécser. Daraus folgend entstanden zahlreiche Presshäuser an den sanften Südhängen des Mecsek-Gebirges. Die zur Lage­rung von Werkzeugen und Fässern erbauten Presshäuser waren in der Regel einstöckig und hatten im Obergeschoss ein auch zum längeren Aufenthalt des Besitzers geeignetes Zimmer. Die nach Süden ausgerichteten Hauptfassaden waren durch einen Holzvorbau oder eine Terrasse mit Laubsägeornamenten gekennzeichnet. Die Studie zeichnet den Funktionswandel, den die Reblauskrise für die Architektur der Presshäuser mit sich brachte, anhand von zahlreichen Beispielen nach. Die Reblaus, die ab Mitte der 1870er Jahre präsent war und die Weinberge von Pécs fast vollständig zerstörte, führte nicht zu einem Rückgang der Bauarbeiten in den Weinbergen des Mec­sek-Gebirges. Es wurden nicht nur bestehende Gebäude erweitert und umgebaut, son­dern auch neue errichtet. Allerdings wurden diese in den Bauunterlagen nicht mehr als Presshäuser, sondern als Sommerresidenzen, Ferienhäuser und Villen bezeichnet und dienten in erster Linie der Erholung. Diese Villen passten perfekt zu den Urlaubsge­wohnheiten der damaligen Zeit, denn die als Unternehmer tätigen Bürger, die beruflich an die Stadt gebunden waren, konnten einfach auch abends in ihre nur wenige Kilome­ter vom Stadtzentrum entfernten Weingärten fahren, um ihre dort verweilenden Familie zu besuchen. Obwohl diese Gebäude ihre ursprüngliche Funktion verloren haben, sind ihre architektonischen Merkmale erhalten geblieben: Ihre Hauptzierde sind nach wie vor die reich geschnitzten Holzgiebel und Balkoné. Lajos Kemecsi Stadt und Wein in einer Ausstellung des Freilichtmuseums Der wissenschaftliche Forschungs- und Einrichtungsplan des Ethnographischen Frei­lichtmuseums Szentendre sah ab 1970 vor, die Kultur der Marktgemeinden des Nörd­lichen Ungarischen Mittelgebirges im Paloczenland zu präsentieren. Das Ethnogra­phische Freilichtmuseum war das erste, das sich vornahm, die Kulturgeschichte und historische Ethnographie der Region aus einer komplexen museologischen Perspektive umfassend zu erforschen und zugleich zu präsentieren. Der Konstruktion der Gebäu­degruppe gingen jahrzehntelange, gezielte ethnographische Sammlungstätigkeiten und Recherchen in historischen Archiven sowie technische Vermessungen und Gebäudeab­risse voraus. In diesem Beitrag fasse ich die Erfahrungen aus der Verwirklichung der 2006 eröffneten Präsentation der landschaftlichen Region ,Marktgemeinde im Paloc­zenland1 zusammen. Die in der Region typische Steinbaukultur war zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert vor allem durch die Weinproduktion, den Weinhandel und die Tätigkeiten der Handwerkszünfte geprägt. Die Weinbau- und Weinkultur als stadtbil­dender Faktor ist für die Region besonders charakteristisch. Jahrhundertelang waren

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