Urbs - Magyar várostörténeti évkönyv 4. (Budapest, 2009)

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466 Resümee Allgemeinheit. Die Wohnungsmiete wurde zu einer Angelegenheit, die das Verhältnis von Individuum und Allgemeinheit berührte: Das Verhalten des Individuums bezüglich der Wohnung wurde als Einstellung gegenüber der Allgemeinheit interpretiert und fiel unter das Urteil der Allgemeinheit. Aufgrund all dessen bietet die „Wohnungsangelegenheit”, die eine von einer gegebenen institutioneilen Struktur generierte und zugleich „behandelte” alltägliche Konfliktsituation darstellt, eine Möglichkeit, das politische und gesellschaftliche System der ersten Jahre nach 1945 zu beobachten. Zum einen fügte sich die Formulierung des Unrechts in den öffentlichen Diskurs, der das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft, den Begriff „Gemeininteresse” sowie die Kategorien „Gemeinschaft” und „Feind” entwickelte, ein. Zum anderen stellten die Akteure des Wohnungsdisputs mit ihren Strategien zur Interessendurchsetzung auch den Kompetenzbereich der einzelnen Behörden auf die Probe. Dies bedeutete allerdings auch eine — über dem Alltagsleben stehende - Beteiligung an der Entwicklung der Kontrolle und Regulierung durch die Staatsmacht. Es handelt sich um einen Streit, der in einer Wohngemeinschaft am Joseph-Ring (József körút) im Jahre 1946 ausbrach und sich bis 1949 verfolgen lässt. Dieser Zwist steht als eine Angelegenheit des Volksgerichts vor uns und offenbart etwas über den Budapester Alltag bei der Schaffung und Praktizierung der „Demokratie”. Die Personen, die auf der Klägerseite stehen (eine in der Militärpolitischen Abteilung tätige Familie), versuchen eine institutionelle Struktur und ein institutionelles Instrumentarium durchzusetzen, deren bzw. dessen Elemente sich mit der Kommunistischen Partei verbinden und die die institutioneilen Grundlagen der Präsenz der Partei der Ungarischen Kommunisten (MKP) als Staatsmacht bilden. Die Frage war die, ob es gelingt, Wohnungsbeschaffüng und politische Feindbildung zu verbinden und so die politische Strafpraxis der Staatsmacht institutionell in die Praktiken der alltäglichen individuellen Interessendurchsetzung einzubauen. ÁGOTA LÍDIA ISPÁN Raumnutzung und städtisches Image in Leninstadt (Leninváros) In meiner Studie untersuche ich, welches Stadtbild die Pressefotos und Presseartikel der Epoche des Sozialismus der Öffentlichkeit über die in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre errichtete Leninstadt vermitteln. Infolge der Industrieansiedlung veränderte sich die im Wesentlichen landwirtschaftlich geprägte Landschaft innerhalb kurzer Zeit in eine industrielle Landschaft. Die Bilder, die die Stadt - entsprechend dem Narrativ der Zeitungsartikel - aus der Fernsicht darstellen, schildern Leninstadt als eine „aus dem Nichts”, also aus dem Ackerboden, gewachsene Stadt. Die forcierte

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