Ságvári Ágnes (szerk.): Budapest. Die Geschichte einer Hauptstadt (Budapest, 1974)
Die mittelalterlichen Schwesternstädte
liehe Hälfte des Platzes durch kleinere Häuser — ursprünglich durch Marktbuden — verbaut. Dieser Markt war der Mittelpunkt des politischen und wirtschaftlichen Lebens der Stadt, in seinem Umkreis wohnten die wohlhabendsten Bürger und Kaufleute. Die öffentliche Verwaltung der Stadt stand in engem Zusammenhang mit ihrer Einteilung nach Pfarrgemeinden. Alhévíz, das ursprüngliche „Klein-Pest“, hatte bereits vor 1241 einen selbständigen Pfarrbezirk gebildet, während der Burgbezirk und das zwischen ihm und der Donau gelegene Areal vor dem Mongoleneinfall — vielleicht mit Ausnahme der südlichen Hälfte des Burghügels — wahrscheinlich zur Pfarrgemeinde der Dreifaltigkeitskirche von Felhévíz gehört hatte. Nach seinem Ausscheiden aus dieser Gemeinde wurde die auf der Ostseite des Burgbergs, ein wenig östlich von der Nordostecke des St.-Georgs- Marktes errichtete Marienkirche die neue Pfarrkirche. Im Sinne der Goldenen Bulle von 1244 wählten die Bürger von Buda ihren Pfarrer selbst. Später wurde diese Marienkirche die Pfarrkirche der deutschen Einwohner. Wie bereits erwähnt, war im Norden der Bau der Magdalenenkirche um die Mitte des 13. Jahrhunderts vollendet und ungefähr um die gleiche Zeit auch die nach St. Petrus dem Märtyrer benannte Kirche in der Vorstadt zwischen der Donau und dem Burghügel errichtet worden. Beide genossen die Rechte von Pfarrkirchen, beide waren von den ungarischen Einwohnern der Vorstadt gegründet worden und beide hatten der ursprünglichen Mutterkirche, der Marienkirche, auf deren Sprengel sie erbaut worden waren, eine äußerst geringfügige Pacht zu zahlen. Aus den späteren Prozessen, die die drei Pfarren miteinander führten, geht hervor, daß sich die Rechtsbefugnisse der beiden letztgenannten Pfarren ursprünglich nicht auf topographisch umrissene Gebiete erstreckten, sondern jeweils auf Angehörige einer Nationalität, in diesem Fall auf Ungarn (und anscheinend auch auf Slawen). Von der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts an hörte diese persönliche Abhängigkeit der Gläubigen auf, weshalb eine neue Abgrenzung der Kompetenzbereiche dieser Pfarren erforderlich wurde. Die von Ungarn bewohnten Distrikte des Burgbergs unterstanden der Magdalenenkirche, die deutschsprachigen der Marienkirche, so daß das nördliche Drittel Wohngebiet der Ungarn, das mittlere Wohngebiet der Deutschen wurde, während die beiden Straßen im Süden, die vom St.-Georgs-Marktzur Königsburg führten, hinsichtlich ihrer Zugehörigkeit zunächst noch umstritten blieben, bis schließlich auch sie der deutschen Pfarre zugeteilt wurden. 1441 wurde diese Aufteilung unter Einbeziehung der Vorstädte von neuem bestätigt. Dem Anschein nach entsprach aber diese Gebietseinteilung nicht den zur Zeit der Gründung bestehenden nationalen Verhältnissen innerhalb des Burgbezirkes. In der Anfangszeit gab es nämlich laut überlieferter Angaben im nördlichen Teil mindestens ebenso viele von deutschen Familien — unter ihnen die angesehensten Bürger — bewohnte Häuser wie im mittleren Teil. Es steht jedenfalls fest, daß Ungarn auf dem Burgberg ursprünglich nur im Norden, mit Deutschen vermischt, und im Süden, im Vorfeld der Königsburg lebten. Name und Lage des Samstagsmarktes deuten gleichermaßen auf einen früheren Marktplatz, in dessen Umkreis schon vor der Gründung der Stadt bereits Ungarn seßhaft gewesen sein dürften. Der Markt wurde der neuen Stadt einverleibt, und für die dort wohnenden Ungarn wurde die Magdalenenkirche erbaut. Die besten Grundstücke rund um den Markt gingen aber in deutschen Besitz über. Später, als die ungarische Bevölkerung des nördlichen Drittels die überwiegende Mehrheit erlangte, wandte sich die leitende deutsche Bürgerschicht der Förderung und Entwicklung des St.-Georgs-Marktes zu. 15