Budapest und Wien. Technischer Fortschritt und urbaner Aufschwung im 19. Jahrhundert - Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs 9. - Beiträge zur Stadtgeschichte 7. (Budapest - Wien, 2003)

Ferenc Vadas: Stadtplanung in Budapest im 19. Jahrhundert

28 jedes Gebäude entstand in einer kurzen, 10-12-jährigen Periode, als der Neorenaissance-Baustil in der ungarischen Architektur allgemein war. So kam es - obwohl die einzelnen Häuser von verschiedenen Architekten einzeln geplant wurden -, dass die meisten Abschnitte der Straße als komponierte Einheit wirkten. Der Umbau und die neuen Bauarbeiten brachten später viele Änderungen mit sich, größtenteils im Villenviertel. Für das Ende der Straße wurde die baukünstlerische Einheit des Heldenplatzes zur Zeit der Jahrhundertwende fertig (Kunsthalle - Millenniumsdenkmal - Museum der Bildenden Kunst). Seine harmonische Erscheinung ist nicht die Konsequenz von Stadtgestaltungsumsicht, sondern von glücklichem Zufall, da alle drei Werke aufgrund von einander unabhängigen Aufträgen von demselben Architekt (Albert Schikedanz) geplant wurden. Der Großring Er ist das andere groß angelegte Stadtbauwerk der Zeit, jedoch mit anderer Charakteristik. Die Radialstraße war eine repräsentative Korso-Straße, für lange Zeit ohne ernsthafte Verkehrsbedeutung, während der Großring architektonisch eine bescheidenere Erscheinung hatte, aber eines der wichtigsten Elemente des Verkehrs Pests ausmachte. Seine Schaffung wurde 1871 entschieden, aber seine Verwirklichung ging so schleppend voran, dass man 1884 mit einem neuen Gesetz Leben in das stecken gebliebene Unternehmen einhauchen musste. Die Straße wurde in voller Länge erst 1896 eröffnet, ihre Verbauung wurde aber nur zehn Jahre danach beendet. Ihr Gebäudebestand zeigt demgemäss stilistisch ein viel gemischteres Bild als die Radialstraße und ist größtenteils auch viel weniger anspruchsvoll. Die Anzahl ihrer Häuser beträgt 253, also fast doppelt so viele als an der Radialstraße, doch gibt es unter ihnen weniger, die bemerkenswert sind. Die 4.141 Meter lange, halbkreisförmige Straße ist viel weniger abwechslungsreich: die Art der Verbauung ist auf der ganzen Strecke gleich, sie wird auch nicht von Plätzen in ausreichender Menge und Größe geteilt, weniger öffentlichen Gebäude wurden hier errichtet, obwohl es einige herausragendere, individuelle Werke (Lustspieltheater, Westbahnhof, New- York-Palast) gibt. Ein anderer Unterschied gegenüber der Radialstraße war, dass seine Wirtschaftsrelevanz viel größer war. Er entsprach nicht der Wiener Ringstraße, sondern eher den Pariser Boulevards. Eine Reihe von Restaurants, Cafés, Theatern (später Kinos) wurden am Großring eröffnet und betrieben, in der Nähe seines mittleren Abschnittes gruppierten sich die Redaktionen und Zeitungspaläste. War die Radialstraße die Hauptstraße der vornehmen Welt, so war der Großring die des alltäglichen Getriebes der modemen Großstadt. Der Umbau der Pester Innenstadt Die Stadtarchitektur der Periode bevorzugte am Anfang - um sich vor den hohen Enteignungskostenkosten zu bewahren - die wenig verbauten Teile der

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