Budapest und Wien. Technischer Fortschritt und urbaner Aufschwung im 19. Jahrhundert - Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs 9. - Beiträge zur Stadtgeschichte 7. (Budapest - Wien, 2003)

Ferenc Vadas: Stadtplanung in Budapest im 19. Jahrhundert

29 ehemaligen Vorstädte und fing erst zur Zeit der Jahrhundertwende an, sich auf die Innenstadt zu konzentrieren. Der letzte abgeschlossene Brückenbau der dualistischen Ära (der Bau der Elisabethbrücke) gab Anlass dafür, als die Stadtgestaltung sich auch auf diesen, bis dahin fast unberührten Stadtteil ausdehnte. Die Budapester Brücken verbinden die wichtigsten Straßen der zwei Ufer; die Elisabethbrücke die ostwestliche Achse Pests mit der Ofener inneren Ringstraße. Durch den Bau des Ostbahnhofs bekam diese Achse, die heutige Räkoczistraße, ihr äußeren Endpunkt. Ihr inneres Ende war aber nicht ausgebaut: von der Stelle des ehemaligen Stadttores ging es verschmälert und gebrochen bis zur Donau weiter. Die Formierung der breiten Straße, die die Elisabethbrücke und die Räkoczistraße verbindet (die heutige Kossuth-Lajos- Straße) war nicht nur eine einfache Straßenverbreiterung. Auf ihrem inneren Abschnitt, von der Franziskaner Kirche bis zum Fluss, wurden ganze Reihen von Häusern abgerissen, und die Kette kleinerer Plätze wurde aufgegeben. Dieser drastische Eingriff schnitt den ganzen mittleren Teil der Innenstadt aus, und die Stelle der Häuschen, die aus dem 18. Jahrhundert stammten, wurde - aufgrund einer neuer Regelung - mit großen Mietpalästen im Styl des spät Historismus und der Sezession verbaut. Dem Eingriff, der aus Verkehrsgründen nötig war, fielen das alte Rathaus und fast auch das älteste Denkmal Pests, die Kirche der Innenstadt, zum Opfer. Die Stadtgestaltung befriedigte die großstädtischen Bedürfnisse diesmal - im Gegensatz zu ihren früheren Aktionen - durch die Zerstörung seriöser Werte. Die Notwendigkeit dieses Eingriffes bestreiten im Nachhinein viele, die den Faktor außer Acht lassen, dass das kleinstädtische Überbleibsel in der Mitte von Pest auf Dauer kaum übrig geblieben wäre. Die Modernisierung des Gebäudebestands war wahrscheinlich unausweichlich. Es ist eine andere Frage, dass das bereits gegebene Straßennetz - wie in den anderen Teilen der Innenstadt auch - in einem viel größeren Maß hätte erhalten werden können. Man muss erwähnen, dass die meisten in der Zeit ausgearbeiteten innenstädtischen Regulierungspläne in den anderen Teilen der Stadtgegend einen Eingriff von ähnlichem Ausmaß vorsahen. Der Freiheitsplatz (Szabadság tér) Die Ausbreitung der Leopoldstadt nach Norden wurde am Ende des 19. Jahrhunderts von dem Block des Neugebäudes bereits stark behindert. Den Abbruch der Kaserne enthielt schon der allgemeine Regulierungsplan, aber mit der Verwirklichung musste man bis zu ihrem Loskauf 1897 warten. Die meisten Stadtgestaltungspläne am Ende des Jahrhunderts wurden für dieses Gebiet gemacht. Die meisten von ihnen haben gemeinsam, dass sie den Mittelpunkt des hier geplanten Platzes mit der Kuppel des Parlaments (dessen Bau in nordwestlicher Richtung bereits voll im Gange war) visuell verbinden. Die Platzgestaltung mit rundbogenförmiger Absperrung, geteilt durch radiale Straßen, wurde von Antal Palöczi vorgeschlagen, dem bedeutendsten ungarischen Stadtbautheoretiker und Kritiker der Zeit, der die Tätigkeit des

Next

/
Oldalképek
Tartalom