Budapest und Wien. Technischer Fortschritt und urbaner Aufschwung im 19. Jahrhundert - Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs 9. - Beiträge zur Stadtgeschichte 7. (Budapest - Wien, 2003)

Ferenc Vadas: Stadtplanung in Budapest im 19. Jahrhundert

26 Regulierungsplan des Rates für öffentliche Arbeiten (der als Richtlinie diente) kaum ab, und schenkte der Ofener Seite viel Aufmerksamkeit. Er arbeitete den Plan der Ofener Ringstraßen aus, der auch verwirklicht wurde: die äußere ist die Fortfühmng des Pester Großringes, weil die innere als die Abzweigung der obigen, dem Zentrum Pests gegenüber, zur Donau führt. Der Plan sah für Pest vier Ringstraßen vor, aber die Anzahl der Radialstraßen wollte er nicht vergrößern. Er enthielt mehrere Brücken und Häfen und er wollte die Mehrheit der öffentlichen Gebäude in der Leopoldstadt untererbringen. Den zweiten Preis bekam Frigyes Feszi, einer der herausragenden Architekten der Zeit. Der originellste Teil seines Entwurfs, der sogar in den Vorstellungen nach dem Zweiten Weltkrieg zurückehren wird, ist, dass er das Weichbild Pests mit einem Parkstreifen (der von der Donau bis zur Donau reicht) umkreisen wollte, um es von den Familienhaus- und Industriezonen zu trennen. Einige Elemente dessen waren bereits gegeben (Stadtwäldchen, öffentliche Friedhöfe), später kamen auch andere zustande (Reitbahn, Népliget-Volksgarten), aber der Grünring um Pest herum wurde nie geschlossen. Feszi plante eine transversale Radialstraße durch die Innenstadt zur Kettenbrücke, und dann über diese nach Ofen hinüber. Auch er plante mehrere Ringstraßen in Pest, und rechnete allgemein mit weit mehr Straßen als der sparsame Lechner. Er hätte die meisten öffentlichen Gebäude neben dem Kleinring erbaut und das Neugebäude im Gegensatz zu Lechner stehen gelassen und für Ministerien umgeformt. Den dritten Preis erhielt die Arbeit der Engländer Klein und Fraser. Das originelle, im 20. Jahrhundert oft wiederkehrende Element ihres Plans war eine in der Mittellinie der Innen- und der Leopoldstadt führende, nordsüdliche Hauptstraße. Im Jahr 1872 fertigte der Rat für öffentliche Arbeiten den allgemeinen Regulierungsplan der vor der Verbindung stehenden Städte aus. Von den Ideen, die im Laufe des Wettbewerbs aufgetaucht waren, hat man nur wenige berücksichtigt, und keine, die die frühere Konzeption im Wesentlichen verändert hätte. Die Ersteller des Plans bewahrten sich davor, radikale Eingriffe in den inneren Stadtteilen vorzunehmen. Nur die nötigsten Straßen­erweiterungen und Durchbrüche wurden mit einberechnet, neue Plätze wurden dort überhaupt nicht geplant. Das Straßennetz des noch unverbauten Gebietes wurde gemäß dem anular-radialen System ausgestaltet, ziemlich mechanisch, größtenteils mit einem monotonen, rechteckigen Straßennetz, in dem nur die Brüche (die der Linie der Ringstraßen folgten) der querlaufenden Straßen etwas Abwechslung brachten. In Ofen gedachte man dasselbe System anzuwenden, und damit wäre der Bodengestalt Gewalt angetan gewesen. Die Anzahl der geplanten Plätze war auch in den Außengebieten gering, man rechnete nicht mit neuen Parks, es gibt sogar solche, deren Verbauung man plante (Vérmező-Blutfeld). Obwohl in den nächsten Jahrzehnten bedeutende Modifizierungen an ihm durchgeführt wurden, folgt ein wesentlicher Teil des Straßennetzes der Stadt auch heute noch der in diesem Plan ausgewiesenen Leitlinie. Die größten Lücken des Plans wurden mit der Zeit geschlossen, aber

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