Budapest und Wien. Technischer Fortschritt und urbaner Aufschwung im 19. Jahrhundert - Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs 9. - Beiträge zur Stadtgeschichte 7. (Budapest - Wien, 2003)
Ferenc Vadas: Stadtplanung in Budapest im 19. Jahrhundert
25 Straßennetz, mit Parks und Plätzen. Von dem lehrbuchartigen Vorschlag wurde nichts verwirklicht, der Verbauung dieses Gebietes begann erst am Anfang des 20. Jahrhunderts. Nicht nur die administrativen Verbindung von Pest und Ofen und die Aufstellung des Rates für öffentliche Arbeiten waren die Vorbedingungen des eigentlichen Beginns der Stadtgestaltung, sondern auch die Schaffung der Gesetze über Zwangsenteignung und Gebäudesteuer, wozu es 1868 kam. Die größeren Gestaltungsaktionen wurden per Gesetz angeordnet, aber die Durchführung über trug man zum größten Teil dem Privatkapital. Als Ansporn der Bauarbeiten und in der Lenkung zu den erwünschten Plätzen spielte die jahrzehntelange Befreiung von der Haussteuer (die ebenfalls per Gesetz genehmigt wurde), die ein indirektes, aber effektives Mittel der Stadtgestaltung war, eine große Rolle. Es bedeutete einen Nachteil, dass Budapest - im Gegensatz zu anderen Hauptstädten - kein Herrschersitz war. Vieles, was in Wien vom Herrscher und der Dynastie verwirklicht wurde, musste hier von der Regierung und der Stadt selbst hervorgebracht werden. Der andere Nachteil war das, dass um der ungarischen Hauptstadt die Festungslinie fehlte, deren Abbruch sowie die Verbauungsmöglichkeiten eines Glacis in vielen Fällen enorme freie Gebiete der Stadtgestaltung zur Verfügung stellte. In Budapest waren zu jeder Gestaltung teure Enteignungen nötig, deshalb wurden - mit wenigen Ausnahmen - die relative Enge der Straßen, der Mangel an Parkanlagen und großen städtischen Plätzen sowie die Zufälligkeit der Gestaltung - verglichen nicht nur mit Paris sondern auch mit Wien - typisch. Internationaler Planungswettbewerb. Der allgemeine Regulierungsplan Eine der ersten Hauptaufgaben des Rates für öffentliche Arbeiten war die Anfertigung des allgemeinen Regulierungsplanes. Im Jahr 1871 führte man dafür einen internationalen Planwettbewerb durch. Die Hände der Bewerber wurden durch die bereits beschlossenen Regulierungen gebunden, wie zum Beispiel die Ringstraßen und die Radialstraße. Demnach war ihre Aufgabe die Auszeichnung der übrigen Hauptstraßen bzw. der Plätze, die Platzierung der öffentlichen Gebäude, die Lösung des Problems des Kommunalbetriebsnetzes, die Unterbreitung von Vorschlägen für die Anlage von Gärten und letzt endlich - oder zuerst - die funktionelle Gruppierung der Stadtteile. Die detaillierte Ausschreibung listete die öffentlichen Institutionen, die unterzubringen waren, nicht nur auf, in vielen Fällen machte sie auch einen Vorschlag für ihre Platzierung. Das für den Wettbewerb eingereichte Planmaterial ist nicht erhalten, wir kennen nur einige Seiten aus Reproduktionen. Den Hauptpreis erhielt Lajos Lechner, der nachmalige Oberingenieur und Direktor für den öffentlichen Bau von Budapest, der die anular-radiale Pester Stadtstruktur in der Stadt Szegedin, die von einer Flut 1879 zerstört wurde, ebenfalls einführen sollte. Sein Entwurf wich von dem vorläufigen