Budapest und Wien. Technischer Fortschritt und urbaner Aufschwung im 19. Jahrhundert - Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs 9. - Beiträge zur Stadtgeschichte 7. (Budapest - Wien, 2003)
Violetta Hidvégi: Die Baubehörden von Buda und Pest bis zur Stadtvereinigung
17 sich. Die in der Flut zerstörten Häuser wurden wieder instand gesetzt oder man errichtete in den von der Naturkatastrophe betroffenen Gebieten völlig neue Gebäude. Die Anzahl der Bauten vervielfachte sich, und das erzwang die Erlassung der Bauordnung von 1839. In der Innenstadt begrenzte man die Höhe der neuen Gebäude mit drei Stockwerken, weil als Richtmaß der minimalen Höhe die Stockwerkzahl der Nachbarhäuser diente. Neben den ästhetischen Aspekten der Häuser (die Bestimmung des Schmucks der Außenwände, die Abstände der Fensterachsen) wurden die Bodenhöhe des Erdgeschosses und die Größe der Wohnungen ebenfalls bestimmt. Die neue Vorschrift enthielt natürlich auch wichtige Einschränkungen im Interesse des Brandschutzes und technische Vorgaben im Hinblick auf etwaige künftige Überschwemmungen. So durften für die Mauern nur Steine und Ziegel verwendet werden, der Bau von Schlamm- und Erdmauem wurde verboten, da die Flut in erster Linie diese Häuser zerstört hatte. Die Gebrauchsgenehmigung wurde von der Baubehörde sowie mit ärztlich-polizeilicher Zustimmung erteilt. Der nächste Abschnitt kann mit dem Jahr 1847, mit dem Tode von Palatin Josef, und mit dem Ausbruch der revolutionären Geschehnissen 1848 angegeben werden. In der dem Freiheitskampf folgenden Bach-Ära ging die Baulust stark zurück. 1856 wurde der unabhängige Status der Kommission aufgehoben, bis zu ihrem stillen Eingehen 1860 übernahm ihre Aufgabe ein Organ des Stadtrates unter dem Namen Verschönerungs-Bau-Amt. Die Verschönerungs-Commission war ihrem Namen treu; mit Hilfe der bedeutenden Architekten ihrer Zeit führte sie die Verschönerung und die Formierung des Stadtbilds von Pest durch. Eine Serie des in zwei, später in drei Exemplaren eingereichten Bauplanes wurde mit dem Genehmigungsbeschluss dem Bauherrn zurückerstattet, während die andere Parie im Archiv der Verschönerungs-Commission aufbehalten wurde. Neben dem unter mehr als 19.000 Zahlen registrierten Aktenmaterial beträgt die Zahl der sich in der Erbschaft der Stadt befindenden Pläne 12.000. Neu aufgestellte Kommissionen erfüllten die Arbeit der Verschönerungs- Commission. Sie passten sich der veränderten Stadtbausituation von Pest nachgiebiger an; von 1861 an war die wichtigste unter ihnen die Baukommision von Pest. Die aufgrund des Ausgleichs von 1867 veränderten politischen Umstände gaben in Pest der Baulust neuen Elan. Sowohl die Quantität als auch die Qualität der Bauarbeiten nahmen zu. Die Anzahl der Miethäuser und öffentlichen Gebäude wuchs bedeutend, zur selben Zeit erfolgten die größeren Fabrikgründungen und damit auch Fabrikbauten. Am Anfang der 1870er Jahre standen die Grundstückregulierungsaufgaben im Vordergrund. Die der Baukommission in großer Anzahl eingereichten Lagepläne tmgen zur Umzeichnung des Stadtplans bei und bereiteten so die Stadtvereinigung von 1873 vor. Die Erinnerung an die dreizehnjährige Periode der Baukommission (1861-1873) bewahren heute mehr als fünfeinhalbtausend Pläne. Beim Entstehen Budapests übernahm der Hauptstädtische Rat für öffentliche Arbeiten die einheitliche Leitung der Baupolitik und der Stadtplanung.