Budapest und Wien. Technischer Fortschritt und urbaner Aufschwung im 19. Jahrhundert - Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs 9. - Beiträge zur Stadtgeschichte 7. (Budapest - Wien, 2003)

Eva Offenthaler: Die Wiener Bahnhöfe

146 Wiener Endbahnhöfe schien der Nordwestbahnhof überdimensioniert, hatte doch die Bahn am Güterverkehr bedeutenderen Anteil als am Reiseverkehr. Um 1910 umfasste der Güterbahnhof 23 Magazine mit zusammen 18.668 m2 Lagerfläche. Hinzu kamen 12.319 m2 Lagerfläche auf Verladerampen, Verladeperrons, in Kohlenmagazinen und auf Kohlenrutschen sowie 9080 nr freie Lagerplätze. Die Gleisgruppen im Güterbahnhof waren sowohl an ihren beiden Enden mit Weichen verbunden als auch in ihrer halben Länge durch englische Weichenstraßen unterteilt, um unabhängig von den Ein- und Ausfahrten der Güterzüge rangieren zu können. Ab 1952 wurde der schwer beschädigte Nordwestbahnhof abgetragen. Österreichisch-ungarische Staatseisenbahn Die Österreichisch-ungarische Staatseisenbahn war 1855 durch die Privatisierung der nördlichen, südöstlichen und Banater Staatsbahn entstanden. Zusätzlich erwarb die Bahngesellschaft 1855 auch die Wien-Raaber-Bahn von Wien (Staatsbahnhof, später Ostbahnhof) nach Bruck/Leitha. 1866 erhielt sie die Genehmigung zum Bau eines Ergänzungsnetzes, das Ende 1870 fertig gestellt wurde. Die Hauptlinie verlief dann von Bodenbach an der sächsischen Grenze über Prag-Brünn-Wien-Budapest-Szegedin-Temesvar bis zur rumänischen Grenze. Dass die Bahn ursprünglich nur nach Ungarn führte und erst 1867-1870 die direkte Verbindung mit ihren späteren Hauptstrecken in Mähren und Böhmen herstellte, erklärt die Lage des Zentralbahnhofs im Süden der Stadt und die Notwendigkeit, von dort erst in großem Bogen die Richtung gegen Norden zu gewinnen, wozu unter anderem 20 eiserne Brücken erbaut wurden. Für den stark gewachsenen Verkehr nach Mähren, Böhmen und Ungam wurde 1867-1870 anstelle des ehemaligen Raaber Bahnhofs ein neuer Bahnhof erbaut. Wegen der Nähe des Arsenals hatte Architekt K. Schumann auf Vorschriften der Militärbehörden Rücksicht zu nehmen: Das Bahnhofsgebäude musste zwecks eines freien Schussfeldes etwas tiefer gelegt und die Bahnhofshalle im Hinblick auf eventuelle Explosionsgefahr niedrig gehalten werden. Das Aufnahms­gebäude bestand aus zwei symmetrisch gelagerten Längstrakten und einer dazwischen liegenden 166 m langen und 40 m breiten sechsgleisigen Halle. Als einziger der Wiener Bahnhöfe betonte er die Bahnsteighalle mit ihren verglasten Endwänden nach außen hin. Über den Haupteingängen befanden sich von Franz Melnitzky ausgeführte allegorische Darstellungen der Städte Wien, Budapest, Brünn und Prag. Von ihm stammten auch zwei weitere Steingruppen (Kunst und Wissenschaft, Handel und Industrie). Um 1910 hatte der Bahnhof folgende Ausmaße: Bei einer größten Länge von 1.800 m nahm er eine Fläche von 70,6 ha ein, besaß 63 km Gleise und 327 Wechsel. Der Güterbahnhof verfügte über fünf Gleisgruppen, es gab zehn Frachtenmagazine von je 132,7 m Länge und einer Gesamtlagerfläche von ca.

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